Jahrelang
nur Weltuntergang und dann das. Gleich zwei positive Zukunftsentwürfe
präsentiert der Heyne Verlag in seinen Neuerscheinungen der letzten Wochen. Da
ist zum einen ein oranger Ziegelstein mit dem Symbol eines brennenden Hauses
auf dem Deckel. Das ist WALKAWAY (okay, wir sind bei Heyne, da kann man ja noch
froh sein, dass sie den Originaltitel verwenden und nicht irgendeinen anderen
englischen Begriff als deutschen Titel „gefunden“ haben), der neue utopische
Roman von Cory Doctorow (ISBN
978-3-453-31793-2, 736 großzügig bedruckte Seiten, Klappenbroschur). Darin
beschreibt unser liebster amerikanischer Anarchist eine hochmoderne
Zukunftsgesellschaft, in der sich immer mehr Menschen ihre Freiheit einfach
„nehmen“. Spannend!
Der
fleißige Kim Stanley Robinson kennt
vermutlich seine Pappenheimer und nennt seinen neuen Roman gleich NEW YORK 2140
(ISBN 978-3-453-31900-4, 811 Seiten – und trotzdem 5 mm schmaler als WALKAWAY!),
da kann man sogar bei Heyne nix mehr falsch machen. Zum Glück hat man auf
Manhattan ja ziemlich hohe Häuser gebaut, weshalb dort ein steigender
Meeresspiegel auch nicht ganz so schlimm ist wie auf so mancher Südseeinsel.
Trotzdem sehen sich die Bewohner des Big Apple gezwungen, in 120 Jahren nach
neuen Wegen Ausschau zu halten. Wie immer bei Robinson gut fundierte Hard-SF,
die Spaß macht.
Neuer
Verlag (p.machinery), neuer Mitherausgeber (Michael Haitel), neues Redaktionsteam (u. a. Thomas Sieber), neue Gestaltung: die Ausgabe 26 des seit mehr als
fünfzehn Jahren erscheinenden SF-Magazins NOVA (ISBN 978-3-95765-136-5, 210
Seiten) wird ihrem Namen mehr als gerecht. Konstant geblieben sind Michael K. Iwoleit als Herausgeber und
der Anspruch, gehaltvolle deutsche Science-Fiction-Geschichten zu präsentieren.
Diesmal sind es acht an der Zahl (u. a. von Nobert Stöbbe, Bernhard Kempen und Iwoleit selbst), dazu kommt ein
erweiterter Sekundärteil, und ja, ich mach da jetzt auch mit. Schaut einfach mal
rein!
Er
ist immer noch das Wunderkind der nordamerikanischen Comic-Szene. Vor gerade
mal zehn Jahren erschien der erste Band der ESSEX COUNTY-Trilogie des 1976 in
Kanada geborenen Jeff Lemire. Danach
ging es Schlag auf Schlag: DC/Vertigo und Marvel engagierten ihn für diverse
ihrer Serien, in Eigenregie schrieb er den SF-Comic DESCENDER und soeben
erschienen bei Splitter die beiden ersten Bände seines mit einem Eisner Award
ausgezeichneten Comics BLACK HAMMER als Hardcover. Gemeinsam mit Zeichner Dean Ormston und Colorist Dave Stewart verwirklicht Lemire hier
seinen Kindheitstraum einer eigenen Superhelden-Serie. Die Geschichte um ein
Team gealterter Helden, die seit Jahren in einer Parallelwelt gestrandet sind
und sich dort gegenseitig auf die Nerven gehen, besticht durch ein liebevoll ausgearbeitetes Setting und die unzähligen eingestreuten
„Zitate“ aus den Abenteuern der von Lemire
und Ormston verehrten Genre-Klassiker. Wer Comics liebt, liebt auch BLACK
HAMMER!
„Ich bin nicht sicher, ob alte Frauen bereits
erfunden wurden. Aber vielleicht ist es einen Versuch wert.“
Ursula K. Le
Guin – „Ich stelle mich vor“; in: Iwoleit/Haitel
(Hrsg.) NOVA 26 (S. 202)