Um
die „Storys & Bilder“ in BLACK EYES – INDONESIER-BANDS IN GERMANY
(Hirnkost, ISBN 978-3-945398-66-1) zu genießen, muss man nicht unbedingt auf
toll illustrierte Bildbände stehen, Geschichten aus der Anfangszeit der
Bundesrepublik spannend finden, Musik mögen, Fan von Helmut Wenske sein oder gar wissen, was „Indonesier-Bands“ sind –
es hilft halt einfach. Falls man jedoch neugierig und wagemutig genug ist, sich
auf dieses hervorragend gestylte, auf bestem Papier und in bester Qualität
gedruckte, fast 300 quadratische Seiten starke Hardcover einzulassen, könnte es
durchaus sein, dass man hinterher die oben aufgezählten Kriterien allesamt
erfüllt. Unter seinem etablierten „Doppel-Pseudonym“ Wenske/Hyde hat der
erzählfreudige und anekdotenreiche Hanauer Künstler nach SACKRATTEN BLUES
(2011) und RED ROOSTER (2016) erneut tief in seinen Erinnerungen (und
Bilderschätzen) gekramt und in BLACK EYES einem wenig erforschten und selbst
Musikhistorikern fast unbekannten, nur wenige Jahre währenden Phänomen des
Rock’n’Roll die ihm zustehende Würdigung zuteilwerden lassen. Was Wenske/Hyde
über die zumeist aus Holland stammenden Indo-Bands The Black Dynamites, The Black Magic, The Crazy Rockers, The Javalins
und natürlich vor allem über The Tielman
Brothers zu erzählen weiß, lässt die damalige Musikszene in den amerikanischen
GI-Clubs von Hanau und Umgebung wieder lebendig werden – und erzeugt im Leser
und Betrachter den Wunsch, dabei gewesen zu sein. Wer angeregt von BLACK EYES
im Internet nach dieser Musik sucht, wird Songs und Bandauftritte finden, bei
denen selbst den Beatles und den Rolling Stones vermutlich die
Münder offen geblieben wären.
Dass
Stephen King ein Autor ist, der ein
Buch nach dem anderen raushaut ist bekannt. Dass er zuletzt mit der „Bill
Hodges“-Trilogie nochmal einen richtigen Lauf hatte, habe ich hier bereits
erwähnt. Und dass er Detektiv Bill Hodges am Schluss von MIND CONTROL tatsächlich
sterben lässt, deutete auf ein richtiges Ende der Saga hin. Aber King wäre
nicht der Großmeister, der er ist, wenn er aus einem solchen Erfolgsgarn nicht
noch eine weitere tolle Story stricken würde. Und so setzt sein aktueller Roman
DER OUTSIDER (Heyne, ISBN 978-3-453-27184-5) zwei Jahre nach Bills Tod ein: Ein
alter Freund sucht Bills Hilfe und seine Ex-Assistentin Holly Gibney, die mit
Bills ehemaligem Partner immer noch das „Finders Keepers“-Detektivbüro
betreibt, sieht sich gezwungen, in einem sehr, sehr speziellen Fall zu
ermitteln …
„Die Bars und Rockschuppen in den Garnisonsstädten waren ein
heißes Pflaster, beherrscht von angesoffenen GIs, die auf ein Fräulein warteten, das sie abschleppen
konnten, abgebrühte Amateurnutten mit Filzläusen und Tripperbefall, Zuhältern
und Kriminellen an den Tischen, die den Whisky in sich reinschütteten, Kellner,
die nur darauf lauerten, dass ein Paar die Tanzfläche vor der Bühne stürmte, um
beim Rock’n’Roll die Knochen zu verrenken, damit sie die halbvollen Gläser und
Flaschen zusammenschütten und dem nächsten Ami am geräumten Platz servieren
konnten.“
Wenske/Hyde in: BLACK EYES
(S. 16)