TEMPORAMORES - Newsletter # 288 - 27.8.2018




KURZMELDUNGEN

Um die „Storys & Bilder“ in BLACK EYES – INDONESIER-BANDS IN GERMANY (Hirnkost, ISBN 978-3-945398-66-1) zu genießen, muss man nicht unbedingt auf toll illustrierte Bildbände stehen, Geschichten aus der Anfangszeit der Bundesrepublik spannend finden, Musik mögen, Fan von Helmut Wenske sein oder gar wissen, was „Indonesier-Bands“ sind – es hilft halt einfach. Falls man jedoch neugierig und wagemutig genug ist, sich auf dieses hervorragend gestylte, auf bestem Papier und in bester Qualität gedruckte, fast 300 quadratische Seiten starke Hardcover einzulassen, könnte es durchaus sein, dass man hinterher die oben aufgezählten Kriterien allesamt erfüllt. Unter seinem etablierten „Doppel-Pseudonym“ Wenske/Hyde hat der erzählfreudige und anekdotenreiche Hanauer Künstler nach SACKRATTEN BLUES (2011) und RED ROOSTER (2016) erneut tief in seinen Erinnerungen (und Bilderschätzen) gekramt und in BLACK EYES einem wenig erforschten und selbst Musikhistorikern fast unbekannten, nur wenige Jahre währenden Phänomen des Rock’n’Roll die ihm zustehende Würdigung zuteil­werden lassen. Was Wenske/Hyde über die zumeist aus Holland stammenden Indo-Bands The Black Dynamites, The Black Magic, The Crazy Rockers, The Javalins und natürlich vor allem über The Tielman Brothers zu erzählen weiß, lässt die damalige Musikszene in den ameri­kanischen GI-Clubs von Hanau und Umgebung wieder lebendig werden – und erzeugt im Leser und Betrachter den Wunsch, dabei gewesen zu sein. Wer angeregt von BLACK EYES im Internet nach dieser Musik sucht, wird Songs und Bandauftritte finden, bei denen selbst den Beatles und den Rolling Stones vermutlich die Münder offen geblieben wären.

Dass Stephen King ein Autor ist, der ein Buch nach dem anderen raushaut ist bekannt. Dass er zuletzt mit der „Bill Hodges“-Trilogie nochmal einen richtigen Lauf hatte, habe ich hier bereits erwähnt. Und dass er Detektiv Bill Hodges am Schluss von MIND CONTROL tatsächlich sterben lässt, deutete auf ein richtiges Ende der Saga hin. Aber King wäre nicht der Großmeister, der er ist, wenn er aus einem solchen Erfolgsgarn nicht noch eine weitere tolle Story stricken würde. Und so setzt sein aktueller Roman DER OUTSIDER (Heyne, ISBN 978-3-453-27184-5) zwei Jahre nach Bills Tod ein: Ein alter Freund sucht Bills Hilfe und seine Ex-Assistentin Holly Gibney, die mit Bills ehemaligem Partner immer noch das „Finders Keepers“-Detektivbüro betreibt, sieht sich gezwungen, in einem sehr, sehr speziellen Fall zu ermitteln …



ZITAT

„Die Bars und Rockschuppen in den Garnisonsstädten waren ein heißes Pflaster, beherrscht von angesoffenen GIs, die auf ein Fräulein warteten, das sie abschleppen konnten, abgebrühte Amateurnutten mit Filzläusen und Tripperbefall, Zuhältern und Kriminellen an den Tischen, die den Whisky in sich reinschütteten, Kellner, die nur darauf lauerten, dass ein Paar die Tanzfläche vor der Bühne stürmte, um beim Rock’n’Roll die Knochen zu verrenken, damit sie die halbvollen Gläser und Flaschen zusammenschütten und dem nächsten Ami am geräumten Platz servieren konnten.“

Wenske/Hyde in: BLACK EYES (S. 16)



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