Bücherherbst,
die Neuerscheinungen fallen nur so in die Regale, man kommt kaum nach, egal ob
als Sammler oder Leser. Hier eine kleine Blütenlese der letzten Tage – und da
ist schon sehr viel Schönes dabei!
Zwei
Jahre nachdem Torben Kuhlmann seine
abenteuerlustigen Mäuse in ARMSTRONG zum Mond geschickt hat, legt er mit EDISON
(NordSüd, ISBN 978-3-314-10447-3, 112 Seiten) den dritten Teil seiner
„Alternativen Weltgeschichte“ vor. Diesmal schickt er seine kleinen Helden auf
den Grund des Atlantiks um „Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes“ zu
lösen. Gar keine Frage, dass dies nicht ohne Gefahr für Leib und Leben der
kleinen Tüftler und Erfinder abgeht – und ebenfalls keine Frage, dass Kuhlmann
die Geschichte wieder mit unendlicher Sorgfalt und Liebe fürs Detail gezeichnet
und erzählt hat. Am Ende geht jedenfalls nicht nur den Mäusen „ein Licht auf“.
Meine
Vorliebe für als „schwierig“ geltende Autoren, hat mich unweigerlich zu David Foster Wallace geführt, jenem
großen amerikanischen Romancier und Essayisten, dessen Genialität solche
Meisterwerke wie UNENDLICHER SPASS und DAS HIER IST WASSER hervorbrachte und
der dann doch vor zehn Jahren so tragisch an seiner Krankheit, der Depression,
scheiterte. Sein deutscher Übersetzer und vermutlich größter Fan Ulrich Blumenbach hat jetzt auf mehr
als tausend Seiten „alle Essays“ von Wallace gesammelt und unter dem Titel DER
SPASS AN DER SACHE (Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-04989-3)
herausgegeben. Das silberne Hardcover ist in Format und Design ein
Zwillingsbruder von UNENDLICHER SPASS, sodass beide Bücher eine optische Einheit
bilden. Enthalten sind alle 33 Essays, die Wallace veröffentlicht hat, davon 29
in Deutscher Erstveröffentlichung – ein unerschöpflicher Quell origineller
Ideen und großartiger Sprachbeherrschung!
Neu
auf der Krimibestenliste von FAZ und
DLF im September 2018: James Graham
Ballard mit seinem Roman MILLENIUM PEOPLE (Diaphanes, ISBN
978-3-0358-0045-6, 360 Seiten). Das im Original 2003 veröffentlichte Werk
gehört zu einer Reihe von Gesellschaftsromanen in denen der späte Ballard
seinen englischen Landsleuten einen noch schwärzeren Spiegel vorhält, als dies
der frühe und mittlere Ballard sowieso schon tat. Insoweit also „nichts Neues
unter der Sonne“? Wer aufmerksam liest und sich auf diese bitterböse
Beschreibung eines gegen sich selbst wütenden Mobs aus Mitgliedern einer
Londoner Mittelklasse-Siedlung einlässt, entdeckt einen überraschenden neuen
Zug Ballards: schwarzen Humor.
„Kinobesucher der 1990er, die sich bei Filmen wie Twister […] und Jurassic Park vor Ehrfurcht und Enttäuschung an die Köpfe gefasst
haben, können sich bei James Cameron bedanken, der in Terminator 2: Tag der Abrechnung eingeführt hat, was in diesem
Jahrzehnt ein neues Filmgenre mit großem Budget geworden ist:
Special-Effects-Porno.“
David Foster
Wallace „Die (gewissermaßen) fruchtbare Bedeutung von Terminator 2; in: Ders. DER SPASS AN DER
SACHE (S. 681)