Bücherherbst,
die Buchmesse wirft ihren Schatten voraus. Teil 2 der Blütenlese – und erneut ist sehr viel Lesenswertes
dabei!
Schon
wieder ein Krimi – noch dazu die amerikanische Originalausgabe –, aber dieser
Titel wird vermutlich keine deutsche Ausgabe erleben. In HOPE NEVER DIES (ISBN
978-1-68369-039-9, 300 Seiten) lässt der Bestseller-Autor Andrew Shaffer zwei der ungewöhnlichsten und überraschendsten
Privatdetektive der letzten Jahrzehnte in einem äußerst skurrilen Mordfall
ermitteln: Ex-Präsident Barack Obama
und sein Vize Joe Biden! Shaffer ist
Spezialist für humorvolle Literatur-Satiren und so bringt er seine Helden in
die bizarrsten Situationen, aus denen sie sich jedoch cool und schlagfertig zu
retten wissen – und der Fall ist am Ende auch noch gelöst. Was Schräges zum
Entspannen.
Im
letzten Jahr gewann der Frankfurter Schriftsteller Eckhart Nickel mit dem Anfangs-Kapitel seines soeben erschienenen
Romans HYSTERIA (Piper, ISBN 978-3-492-05924-4, 240 Seiten) einen der Preise
des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, inzwischen schaffte er es auch auf die
Longlist des Deutschen Buchpreises. Seine Near-Future-Dystopie beschäftigt sich
auf eindringliche und eindrückliche Weise mit den Auswirkungen von
Gen-Manipulationen und anderweitigen Veränderungen an
unseren Nahrungsmitteln. Was Gutes zum Nachdenken.
Im Lebenslauf der 1982 geborenen Julia von Lucadou drehte sich bisher fast alles um Film und
Fernsehen, kein Wunder also, dass ihr erster Roman DIE HOCHHAUSSPRINGERIN (Hanser,
ISBN 978-3-446-26039-9, 290 Seiten) einen Hang zu filmreifen Szenen hat und die
Leser eher den Platz von Zuschauern einnehmen. Das Drama spielt in einer
Mega-Stadt der nahen Zukunft und wirft den Fokus auf zwei Frauen, von denen die
eine, Riva, eine weltberühmte Sportlerin ist, die viele Millionen Follower hat,
aber von einem Tag auf den anderen nicht mehr „mitspielen“ will und die andere,
Hitomi, als ihre „Betreuerin“ ihren elitären Status nur behalten kann, wenn
Riva wieder wie vorher „funktioniert“. Lucadou untersucht in ihrem Buch, welche
Möglichkeiten und Zwänge soziale Netzwerke bieten und bringt beide Protagonistinnen
dabei an ihre Grenzen. Was Neues zum Gruseln.
Wenn
ein Buch den Titel DER GEIST DER SCIENCE-FICTION (S. Fischer, ISBN
978-3-10-397359-4) trägt, wenn es zudem noch vom großen Roberto Bolaño geschrieben wurde und außerdem (nicht nur, aber
auch) von Denis Scheck begeistert
empfohlen wird, dann gibt es keine Ausrede mehr: Dieses Buch muss einfach in
jeder Science-Fiction-Sammlung stehen. Punkt.
„Lieber Forrest J. Ackerman, ich habe noch nie etwas von Ihnen
gelesen, außer das schreckliche Vorwort, in dem irgendein verdammter Verleger
Sie Mr. Science-Fiction nennt. Vielleicht sind Sie ja auch schon tot, und bei
Ace Books, wohin ich Ihnen schreibe, erinnert man sich nicht einmal mehr an
Sie. Aber da ich vermute, dass sie Thea von Harbou noch immer lieben, schreibe
ich Ihnen diese Zeilen.“
Roberto Bolaño – DER GEIST DER SCIENCE-FICTION (S. 45)