TEMPORAMORES - Newsletter # 290 - 12.9.2018




KURZMELDUNGEN

Bücherherbst, die Buchmesse wirft ihren Schatten voraus.  Teil 2 der Blütenlese – und erneut ist sehr viel Lesenswertes dabei!

Schon wieder ein Krimi – noch dazu die amerikanische Originalausgabe –, aber dieser Titel wird vermutlich keine deutsche Ausgabe erleben. In HOPE NEVER DIES (ISBN 978-1-68369-039-9, 300 Seiten) lässt der Bestseller-Autor Andrew Shaffer zwei der ungewöhnlichsten und überraschendsten Privatdetektive der letzten Jahrzehnte in einem äußerst skurrilen Mordfall ermitteln: Ex-Präsident Barack Obama und sein Vize Joe Biden! Shaffer ist Spezialist für humorvolle Literatur-Satiren und so bringt er seine Helden in die bizarrsten Situationen, aus denen sie sich jedoch cool und schlagfertig zu retten wissen – und der Fall ist am Ende auch noch gelöst. Was Schräges zum Entspannen.

Im letzten Jahr gewann der Frankfurter Schriftsteller Eckhart Nickel mit dem Anfangs-Kapitel seines soeben erschienenen Romans HYSTERIA (Piper, ISBN 978-3-492-05924-4, 240 Seiten) einen der Preise des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, inzwischen schaffte er es auch auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Seine Near-Future-Dystopie beschäftigt sich auf eindringliche und eindrückliche Weise mit den Auswirkungen von Gen-Manipulationen und anderweitigen Veränderungen an unseren Nahrungsmitteln. Was Gutes zum Nachdenken.

Im Lebenslauf der 1982 geborenen Julia von Lucadou drehte sich bisher fast alles um Film und Fernsehen, kein Wunder also, dass ihr erster Roman DIE HOCHHAUSSPRINGERIN (Hanser, ISBN 978-3-446-26039-9, 290 Seiten) einen Hang zu filmreifen Szenen hat und die Leser eher den Platz von Zuschauern einnehmen. Das Drama spielt in einer Mega-Stadt der nahen Zukunft und wirft den Fokus auf zwei Frauen, von denen die eine, Riva, eine weltberühmte Sportlerin ist, die viele Millionen Follower hat, aber von einem Tag auf den anderen nicht mehr „mitspielen“ will und die andere, Hitomi, als ihre „Betreuerin“ ihren elitären Status nur behalten kann, wenn Riva wieder wie vorher „funktioniert“. Lucadou untersucht in ihrem Buch, welche Möglichkeiten und Zwänge soziale Netzwerke bieten und bringt beide Protagonistinnen dabei an ihre Grenzen. Was Neues zum Gruseln.

Wenn ein Buch den Titel DER GEIST DER SCIENCE-FICTION (S. Fischer, ISBN 978-3-10-397359-4) trägt, wenn es zudem noch vom großen Roberto Bolaño geschrieben wurde und außerdem (nicht nur, aber auch) von Denis Scheck begeistert empfohlen wird, dann gibt es keine Ausrede mehr: Dieses Buch muss einfach in jeder Science-Fiction-Sammlung stehen. Punkt.



ZITAT

„Lieber Forrest J. Ackerman, ich habe noch nie etwas von Ihnen gelesen, außer das schreckliche Vorwort, in dem irgendein verdammter Verleger Sie Mr. Science-Fiction nennt. Vielleicht sind Sie ja auch schon tot, und bei Ace Books, wohin ich Ihnen schreibe, erinnert man sich nicht einmal mehr an Sie. Aber da ich vermute, dass sie Thea von Harbou noch immer lieben, schreibe ich Ihnen diese Zeilen.“

Roberto Bolaño – DER GEIST DER SCIENCE-FICTION (S. 45)



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