TEMPORAMORES - Newsletter # 292 - 30.9.2018




KURZMELDUNGEN

Dieser Bücherherbst meint es wieder einmal mehr als gut mit uns, darum hier der Teil 4 unserer Bücher-Blütenlese.

Es ist endlich soweit, die Auslieferung hat begonnen, das schönste, tollste, wichtigste Buch des Jahres 2018 ist ab sofort erhältlich: Ursula K. Le Guins großartiger Fantasy-Klassiker ERDSEE – DIE ILLUSTRIERTE GESAMTAUSGABE (Fischer/TOR, ISBN 978-3-596-70160-5), erstmals komplett in einem Band – und dann auch noch von Charles Vess illustriert! „Komplett“ bedeutet in diesem Fall, dass alle bisherigen Romane und Stories von Karen Nölle, Sara Riffel und Hans-Ulrich Möhring neu übersetzt wurden, zudem hat Le Guin für diesen Band, der in den USA demnächst bei Saga Press erscheint, eine eigene Einleitung und eine neue Geschichte geschrieben, und der deutsche Verlag hat noch eine allerletzte, in diesem Sommer erstmals in einem Magazin veröffentlichte Erzählung gefunden und „dazugepackt“. Mehr ERDSEE war nie, mehr wird es nicht geben. Welch ein Genuss ist es nun, diese 1100 Seiten (in rotes Leinen gebunden, mit farbigen Vorsätzen und Lesebändchen, im Überformat) durchzublättern, die fünf Romane, neun Kurzgeschichten und zehn Essays (aber Hallo!) zu lesen, die vielen farbigen und schwarzweißen Illustrationen zu betrachten und zu wissen: Mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein.

Es gehörte in den letzten Jahren zu meinen schönsten Erfahrungen mit dem Internet, dass ich bei meinen regelmäßigen Besuchen auf der Homepage von Ursula K. Le Guin immer wieder auf neue Blog-Einträge der Autorin stieß und so das Gefühl hatte, ein Teil ihrer weltweiten „Groß-Familie“ zu sein. Wer das verpasst hat, kann ab sofort in KEINE ZEIT VERLIEREN (Golkonda, ISBN 978-3-946503-5-7) ihre Gedanken zu „Alter, Kunst, Kultur und Katzen“ nachlesen. Der von Anne-Marie Wachs übersetzte Band, der Le Guin soeben posthum ihren siebten HUGO beschert hat, enthält auf 250 Seiten eine Auswahl ihrer wichtigsten, lustigsten, klügsten, anrührendsten Posts der letzen acht Jahre, eingeleitet von einem Vorwort von Karen Nölle und einer Einführung ihrer Freundin Karen Joy Fowler. Pure Weisheit – häppchenweise serviert.

Faszinierend: Jedes Buch des Australiers Shaun Tan ist völlig anders als die vorhergehenden und doch fügt es sich nahtlos in sein Gesamtwerk ein. So auch die mit vierzig Illustrationen versehene Kurzgeschichtensammlung REISE INS INNERE DER STADT, die soeben bei Aladin (ISBN 978-3-8489-2118-8, 280 Seiten, Großformat) erschienen ist. 1 Blick riskieren!



ZITAT

„Liebe Ursula K. Le Guin, ich hatte Ihnen geschrieben, den Brief aber zum Glück nicht abgeschickt: Es war ein anmaßender Brief, voller Fragen, deren Antworten Sie auf die eine oder andere Weise in Ihren schönen Büchern gegeben haben. … Warum ich Briefe schreibe? … Vielleicht bloß um zu nerven, vielleicht auch nicht … Vielleicht bin ich über der Lektüre so vieler Science-Fiction-Romane verrückt geworden … Auf alle Fälle und vor allem seien Sie meiner ewigen Dankbarkeit versichert.“

Roberto Bolaño – DER GEIST DER SCIENCE-FICTION (S. 129 ff.)



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