Jede Form von Literatur ist ja per se politisch – aber „Wie
politisch ist die deutsche Science Fiction?“ … Unter dieses Motto stellen René Moreau und Heinz Wipperfürth ihr Editorial in der Ausgabe 38 von EXODUS. Offenbar hatte das Magazin für
„Science Fiction Stories & phantastische Grafik“ Klärungsbedarf, nachdem
man sich dort mit einer von Dirk Alt
eingereichten Geschichte allzu schwer tat. Das Heft ist im September 2018 ohne
diese Story aber dafür mit einem von Alt zusammengestellten, zehnseitigen
Themenschwerpunkt erschienen, in dem sich gleich neun Genre-Autoren zur Frage
„Wie politisch ist die deutsche Science Fiction?“ äußern. Nachdem Andreas Brandhorst, Thorsten Küper, Wolf
Welling, Michael K. Iwoleit, Thomas Franke, Dirk van den Boom, Frank
Neugebauer, Frank Hebben und Uwe
Post ihre Meinungen kundgetan haben, folgen noch zwei Essays von Heidrun Jänchen und Frank W. Haubold, die zwei sehr gegensätzliche Positionen zur
derzeit aktuellen „Zuwanderungsdebatte“ vertreten. Nach diesem Parforce-Ritt
hätte die nun politisch weitergebildete Leserschaft sich dann doch gewünscht,
die Geschichte von Dirk Alt in irgendeiner Form selbst bewerten zu können (und
sei es als Beilage, die man dann ja auch wegwerfen kann). Vielleicht … eine
Anregung? Weiter mit der aktuellen EXODUS:
Die ersten 94 Seiten bieten die gewohnt hervorragende Mischung aus Geschichten
(Norbert Stöbbe, Angela & Karlheinz
Steinmüller, Christian Endres und
Herbert W. Franke) und Illustrationen (Lothar
Bauer, Michael Vogt, Hubert
Schweizer), ergänzt durch Comics, Karikaturen und der „Lyrik-Section“. Der
Umschlag und die Galerie zeigen Bilder von Allround-Genie Michael Marrak, das Udo
Klotz in einem Artikel ausführlich vorstellt und lobpreist. Insgesamt ein
rundum gelungenes Heft, das zudem reichlich Gesprächsstoff bietet – mehr also
als nur »business as usual«.
Gleichfalls neu ist das Heft 72 der phantastisch! (Atlantis), das mit 84 Seiten Umfang wieder einmal
aus allen Nähten platzt. Hervorzuheben sind diesmal mehrere ausführliche
Interviews, wobei mich naturgemäß das mit Joachim
Körber zuerst interessierte. Dann gibt es umfangreiche Artikel zu Harry Harrison (von Christian Hoffmann) und zu Richard Corben (von Christian Endres), einen Nachruf auf Harlan Ellison, Übersichtsartikel zu
neuen Jugendbüchern, alten Comics, Robotern, Zombies und den SF-Geschichten in
der Spektrum der Wissenschaft. Der
beliebten Comic-Serie „Ein seltsamer Tag“ von Olaf Brill und Michael Vogt
gesellt sich ab sofort „Eine phantastische Familie“ hinzu, für die Lars Bublitz verantwortlich zeichnet.
Mit der Kurzgeschichte „Mein Gespräch mit dem Tod“ von Julie Constantin präsentiert sich ein weiteres Mitglied der
fränkischen Phantastik-Szene. Eine prall gefüllte Ausgabe mit vielen Anregungen
für – ja, es ist schon wieder so weit – den Weihnachts-Einkauf!
„Ich kenne überhaupt keine Texte, die so auf mich gewirkt haben
wie David Foster Wallace, außer vielleicht die Entdeckung von Arno Schmidt in
der deutschen Literatur … Deshalb nenne ich es eigentlich gar kein Buch: Das
ist ein Lebensmittel.“
Denis Scheck über D. F. Wallace – DER SPASS AN DER SACHE (Das
literarische Quartett)