Nach seinem Bestseller VATERLAND (1992),
in dem er einen alternativen Geschichtsverlauf thematisiert, hat der 1957 in
England geborene Robert Harris
seiner Vorliebe für die Historie in einem guten Dutzend Romane freien Lauf
gelassen. Sein neuestes Werk, das den Titel DER ZWEITE SCHLAF (Heyne, ISBN
978-3-453-27208-8, 415 Seiten, Hardcover) trägt, gehört scheinbar ebenfalls in
diese Reihe, spielt aber in ferner Zukunft und beschreibt – ähnlich wie Walter M. Miller in LOBGESANG AUF
LEIBOWITZ (1959) – eine vom Klerus beherrschte Welt, in der das Wissen um
unsere heutige Zivilisation fast vergessen ist. Als der junge Pater Fairfax in
einem abgelegenen Dorf den Tod des dortigen Priesters näher untersucht, tauchen
jedoch überraschend viele der seltenen, und eigentlich streng verbotenen,
Artefakte im Nachlass des Verstorbenen auf – und Fairfax ist nicht der Mann,
der so etwas auf sich beruhen lässt …
Als in den Jahren 2017 und 2018 in den USA
die zweiteilige Grafic Novel BATMAN: THE DARK PRINCE CHARMING von Enrico Marini veröffentlicht wurde, war
schnell klar, dass hier ein großer europäischer Künstler frischen Wind in den
amerikanischen Comic-Markt brachte. Der 1969 in Basel geborene Marini nahm
sich, bei allem gebotenen Respekt vor der Ikone BATMAN, ziemlich viele
Freiheiten bei der Umsetzung der von ihm im Alleingang geschriebenen und gezeichneten
Geschichte. Der Plot kreist um eine Kindesentführung durch den Joker, der damit
Bruce Wayne erpressen will, jedoch keine Ahnung hat, welchen Furor er dadurch
in seinem größten Widersacher erweckt. Die deutsche Ausgabe von BATMAN: DER
DUNKLE PRINZ erschien bereits 2018 bei Panini, sowohl in zwei Bänden als auch
in einem Sammelband, jedoch erst die soeben veröffentlichte Deluxe-Edition
(ISBN 978-3-7416-1122-3, 152 Seiten, Hardcover) wird aufgrund ihrer riesigen
Dimensionen (37 x 25 cm), der stabilen Fadenheftung und des erweiterten
Zusatzmaterials dem Rang gerecht, den DER DUNKLE PRINZ bereits jetzt in der
Historie herausragender BATMAN-Geschichten inne hat.
Und dann lag da in der Buchhandlung meines
Vertrauens noch ein „Comic“, an dem kein Weg vorbei führte: Überschwer, antiker
Kunstledereinband, dreiseitiger Goldschnitt, quadratisch – und als Titel nur
ein Wort: REMBRANDT (Carlsen, ISBN 978-3-551-02295-0, 260 S., Hardcover). Als
Texter und Zeichner firmiert Typex
(d. i. Raymond Koot), von dem vor
einiger Zeit schon ein vergleichbarer Brocken über Andy Warhol im Regal stand. Jetzt (bzw. 2013 im Original) hat er
sich im Auftrag des Rijksmuseums Amsterdam mit dem Leben und Werk des
holländischen Nationalheiligtums Rembrandt
van Rijn (1606–1669) auseinandergesetzt. Die so entstandene Grafic
Novel-Biografie gehört in die Bibliothek eines jeden Menschen, der behauptet,
etwas für Kunst übrig zu haben.
„Bis Fairfax seinen Tee ausgetrunken hatte, war er hinlänglich
davon überzeugt, dass sein Schicksal diese unwahrscheinliche – und wahrhaft
selbstquälerische – Wendung nehmen würde. Mit frischem Appetit nahm er sein
Frühstück in Angriff.“
Robert Harris – DER ZWEITE
SCHLAF (S. 45)