Diesmal zuerst ein Reisehinweis: Bis zum 16. 2. 2020 läuft sie
noch, die große Moebius-Ausstellung
im Max-Ernst-Museum in Brühl. Dabei handelt es sich um eine der bedeutendsten
und umfangreichsten Ausstellung zum Werk des französischen Comiczeichners und
Szenaristen Jean Giraud (1938–2012),
der als „Gir“ den großartigen Western-Comic LEUTNANT BLUEBERRY zeichnete und
als „Moebius“ die Optik der Science Fiction nachhaltig veränderte und neu
bestimmte. Egal ob man nun seine Comics, seine Poster oder seine Film-Szenarien
betrachtet, immer schuf er wegweisende Bilder, die sich ins Gattungsbewußtsein
eingeprägt haben. Die Ausstellung zeigt viele hundert Einzelbilder aus dem mehr
als fünf Jahrzehnte umfassenden Gesamtwerk des Künstlers, teilweise als
interaktive Installation, dazu einen Film und mehrere mit modernster
Computertechnik aufbereitete Tableaus, auf denen man über Blätter- und Zoomfunktionen
ganze Erzählungen bis ins Kleindetail genießen kann. Der fast 300 Seiten
umfassende Katalog (den es nur im Museumsshop gibt) ist ein Prunkstück
geworden, das im Riesenformat und auf bestem Papier über 200 Abbildungen
enthält und diese mit mehreren klugen Essays für die Forschung (und den Fan)
aufbereitet. Wer sich diese Schau entgehen lässt, ist selbst schuld.
Natürlich ist das Thema „Roboter mit Gefühlen“ nicht wirklich neu
– aber wenn es einer Autorin gelingt, mit einer Serie von vier Novellen für
alle großen SF-Preise nominiert zu werden und fünfmal abzusahnen, dann sollte
man schon mal genauer hinsehen. Dankenswerter Weise hat Heyne alle vier Texte
von Martha Wells gekauft, von Frank Böhmert übersetzen lassen und in
ein großes, 570 Seiten dickes Paperback mit dem Titel TAGEBUCH EINES KILLERBOTS
(ISBN 978-3-453-32-034-5) gepackt. Die vier TAGEBUCH-Einträge wurden in den
Jahren 2017 und 2018 erstmals veröffentlicht und handeln von den Abenteuern
eines ehemaligen Kampfroboters, der, inzwischen ausgemustert und nur noch für
private Sicherheitsfirmen tätig, lieber Soap Operas im Galaxis-TV schaut als
seiner ursprünglichen Bestimmung zu folgen.
Der Atlantis Verlag hat sein Angebot um
ein weiteres hochwertiges Produkt erweitert: Ab sofort erhältlich ist COZMIC (ISBN
978-3-86402-666-9, 96 Seiten) eine von René Moreau und Michael Vogt zusammengestellte Anthologie mit Comic-Kurzgeschichten
(und einem längeren Künstlerporträt) von einigen der besten und bekanntesten
deutschen Zeichner und Autoren. Ein fester Einband und das große Albumformat
rechtfertigen den relativ hohen Preis.
Ebenfalls in den Regalen bzw. Briefkästen:
die Ausgabe 76 von phantastisch!
Hervorzuheben ist diesmal die Kurzgeschichte von Caroline Hofstätter – da zeigt sich ein Riesentalent!
„Nach dem Hacken meines Chefmoduls hätte ich glatt zum
Massenmörder werden können, aber dann war mir klar geworden, dass ich auf den
kombinierten Feed der Entertainmentkanäle zugreifen konnte. Seither waren gut
35.000 Stunden mit eher wenig Mordtaten vergangen, aber wahrscheinlich auch
knapp 35.000 Stunden konsumierter Kinofilme, Serien, Bücher, Theaterstücke und
Musik. Als gefühllose Mordmaschine taugte ich definitiv nicht.“
Martha Wells – TAGEBUCH EINES
KILLERBOTS (S. 9)