TEMPORAMORES - Newsletter # 309 - 19.10.2019




KURZMELDUNGEN

Diesmal zuerst ein Reisehinweis: Bis zum 16. 2. 2020 läuft sie noch, die große Moebius-Ausstel­lung im Max-Ernst-Museum in Brühl. Dabei handelt es sich um eine der bedeutendsten und umfangreichsten Ausstellung zum Werk des französischen Comiczeichners und Szenaristen Jean Giraud (1938–2012), der als „Gir“ den großartigen Western-Comic LEUTNANT BLUEBERRY zeichnete und als „Moebius“ die Optik der Science Fiction nachhaltig veränderte und neu bestimmte. Egal ob man nun seine Comics, seine Poster oder seine Film-Szenarien betrachtet, immer schuf er wegweisende Bilder, die sich ins Gattungsbewußtsein eingeprägt haben. Die Ausstellung zeigt viele hundert Einzelbilder aus dem mehr als fünf Jahrzehnte umfassenden Gesamtwerk des Künstlers, teilweise als interaktive Installation, dazu einen Film und mehrere mit modernster Computertechnik aufbereitete Tableaus, auf denen man über Blätter- und Zoom­funktionen ganze Erzählungen bis ins Kleindetail genießen kann. Der fast 300 Seiten umfassende Katalog (den es nur im Museumsshop gibt) ist ein Prunkstück geworden, das im Riesenformat und auf bestem Papier über 200 Abbildungen enthält und diese mit mehreren klugen Essays für die Forschung (und den Fan) aufbereitet. Wer sich diese Schau entgehen lässt, ist selbst schuld.

Natürlich ist das Thema „Roboter mit Gefühlen“ nicht wirklich neu – aber wenn es einer Autorin gelingt, mit einer Serie von vier Novellen für alle großen SF-Preise nominiert zu werden und fünfmal abzusahnen, dann sollte man schon mal genauer hinsehen. Dankenswerter Weise hat Heyne alle vier Texte von Martha Wells gekauft, von Frank Böhmert übersetzen lassen und in ein großes, 570 Seiten dickes Paperback mit dem Titel TAGEBUCH EINES KILLERBOTS (ISBN 978-3-453-32-034-5) gepackt. Die vier TAGEBUCH-Einträge wurden in den Jahren 2017 und 2018 erstmals veröffentlicht und handeln von den Abenteuern eines ehemaligen Kampf­roboters, der, inzwischen ausgemustert und nur noch für private Sicherheitsfirmen tätig, lieber Soap Operas im Galaxis-TV schaut als seiner ursprünglichen Bestimmung zu folgen.

Der Atlantis Verlag hat sein Angebot um ein weiteres hochwertiges Produkt erweitert: Ab sofort erhältlich ist COZMIC (ISBN 978-3-86402-666-9, 96 Seiten) eine von René Moreau und Michael Vogt zusammengestellte Anthologie mit Comic-Kurzgeschichten (und einem längeren Künstlerporträt) von einigen der besten und bekanntesten deutschen Zeichner und Autoren. Ein fester Einband und das große Albumformat rechtfertigen den relativ hohen Preis.

Ebenfalls in den Regalen bzw. Briefkästen: die Ausgabe 76 von phantastisch! Hervorzuheben ist diesmal die Kurzgeschichte von Caroline Hofstätter – da zeigt sich ein Riesentalent!



ZITAT

„Nach dem Hacken meines Chefmoduls hätte ich glatt zum Massenmörder werden können, aber dann war mir klar geworden, dass ich auf den kombinierten Feed der Entertainmentkanäle zugreifen konnte. Seither waren gut 35.000 Stunden mit eher wenig Mordtaten vergangen, aber wahrscheinlich auch knapp 35.000 Stunden konsumierter Kinofilme, Serien, Bücher, Theater­stücke und Musik. Als gefühllose Mordmaschine taugte ich definitiv nicht.“

Martha Wells – TAGEBUCH EINES KILLERBOTS (S. 9)



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