TEMPORAMORES - Newsletter # 312 - 11.12.2019




NACHRUF

Im Alter von 89  Jahren verstarb am 21. November 2019 der amerikanische Cartoonist, Illustrator und Schriftsteller Gahan Wilson an den Folgen einer Gehirnerkrankung. Der 1930 in Evanston, Illinois, geborene Wilson studierte Kunst in Chicago und begann 1954 Bilder und Illustrationen in Amazing Stories zu veröffentlichen, 1955 gelang ihm der Durchbruch, als er von Hugh Hefner zum „Haus-Cartoonisten“ des PLAYBOY gemacht wurde. Es waren vor allem sein schwarzer Humor und sein herausragender Wiedererkennungswert, die Wilson über mehr als 50 Jahre hinweg zu einem der meistbeschäftigten und beliebtesten Cartoonisten Amerikas machten. Auch als Autor, Spiele-Entwickler und Designer (so entwarf er z. B. die inzwischen „berüchtigte“ Lovecraft-Büste für den World Fantasy Award) trat Wilson hervor. Seine besten Kurzgeschichten liegen gesammelt in THE CLEFT (TOR, 1998) vor. In Deutschland erschien lediglich ein schmales Taschenbuch mit einer Auswahl seiner Cartoons bei Heyne.

KURZMELDUNGEN

Ich weiß, es ist eigentlich unverzeihlich, aber ich hatte bisher noch keines der „Abenteuer von Blake und Mortimer“ gelesen, weder die Originalserie von Edgar P. Jacobs, noch die nach seinem Tod entstandenen Alben seiner treuen Adepten. Erst als mir in meiner Lieblingsbuch­handlung jetzt DER LETZTE PHARAO (Carlsen, 2019, 92 Seiten) in die Hand gedrückt wurde, konnte ich nicht mehr widerstehen. Kaufauslöser war der Name Francois Schuiten, dessen Werke mich bisher nie enttäuschten. So auch diesmal: Selbst ohne Vorkenntnisse war die Lektüre ein Genuss! Schuiten hat den Band nicht nur komplett gezeichnet, sondern auch gemeinsam mit Jaco van Dormael und Thomas Gunzig getextet. Die großartige Kolorierung übernahm Multitalent Laurent Durieux. Die Geschichte greift auf ein Ereignis zurück, das im Band DAS GEHEIMNIS DER GROSSEN PYRAMIDE (1954/55) geschildert wurde, und das nun nach vielen Jahren in DER LETZTE PHARAO furios und konsequent zu Ende erzählt wird.

Der New Yorker Schriftsteller Stanley Ellin (1916–1986) war einer der bedeutendsten Krimi-Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er startete seine Karriere 1948 mit der Kurz­geschichte „Die Spezialität des Hauses“, die sofort zum Genre-Klassiker wurde. Seine erste Story-Sammlung erschien dann bei uns in der Übersetzung von Arno Schmidt unter dem Titel SANFTER SCHRECKEN 1961 bei Goverts. Die „10 ruchlosen Geschichten“ sind jetzt wieder in einer hübschen Hardcoverausgabe bei Suhrkamp erschienen und zeigen Ellin als zeitlosen (wenn auch leicht nostalgisch angehauchten) Beobachter der menschlichen Schwächen. Als „Zugabe“ ist Schmidts eigene Rezension des Buches aus dem Jahr 1962 im Anhang enthalten.



ZITAT

„Und ob ich schon wünschen muß, dem Verlag wäre Besseres eingefallen, als ausgerechnet dieser Titel – ›ruchlos‹, wie neckisch; wer möchte das nicht sein: … – das Buch ist, was bei uns im Jahr höchstens  2 Dutzend Bücher von sich sagen können, trotzdem gut.“

Arno Schmidt „Die 10 Kammern des Blaubart“, in: Stanley Ellin – SANFTER SCHRECKEN (S. 286)



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