Der Internationale Frauentag, der laut
Wikipedia nunmehr seit 100 Jahren am 8. März gefeiert wird, ist ein
willkommener Anlass, aus dem Riesenstapel, der links neben mir sein Haupt
neigt, drei Bücher, die von Frauen geschrieben wurden, zu nehmen und vorzustellen.
Beginnen
wir mit Monika Niehaus, die
unerschrocken seit vielen Jahren allen Klischees den Kampf angesagt hat und
erfolgreich als deutsche Frau im Bereich der Phantastik mit lustigen
Kurzgeschichten ihr Publikum begeistert. Bei p.machinery ist soeben der Band
GESCHICHTEN AUS DONNAS KASCHEMME erschienen, eine Sammlung „fantastischer
Storys vom Rande der Milchstraße“, mit denen Niehaus eine altehrwürdige
Tradition fortführt und die guterzählte Lügengeschichte a la Baron Münchhausen
mit den zeitgemäßen Mitteln der Science Fiction zur erneuten Blüte bringt. Mit
Humor, Können, Ausdauer und der Fähigkeit zur Konzentration schuf Niehaus auf
200 Seiten mit annähernd 40 Geschichten aus über 20 Jahren einen unterhaltsamen
Mikrokosmos, in dem frau/man sich schon nach den ersten Seiten zuhause fühlt.
Unterstützt wird sie dabei von zwei Männern: Rainer Schorm hat den Umschlag und die Farbillustrationen gemalt
und Jörg Weigand hat ein Nachwort
für seine oberrheinische Kollegin geschrieben.
Was
chinesische Science Fiction ist, konnten wir in den letzten Jahren zur Genüge
erfahren, umso gespannter war ich auf DER WALD DER VERLORENEN SCHATTEN
(Golkonda, 247 Seiten, Hardcover), einen Fantasy-Roman der Koranischen Autorin Danbi Eo. Wer wirklich exotische
Bräuche, seltsamen Beweggründen folgende ProtagonistInnen und eine fremdartige
Zivilisation kennen lernen will – und dazu die Mythen und Sagen Koreas – der
kommt an diesem schmalen aber gehaltvollen Buch nicht vorbei. Am Ende ist es
dann aber doch auch so, dass die Menschen in Korea die gleichen Probleme
miteinander haben wie bei uns.
Braucht
es jetzt wirklich noch eine apokalyptische Geschichte, in der es darum geht, dass
die Menschheit von einer Seuche dahingerafft wird? Bevor wir darauf antworten,
wollen wir doch erst einmal klären, wovon die Rede ist. Im Reclam Verlag ist
jetzt Irina Philippis Übersetzung
von Mary Shelleys Roman DER LETZTE
MENSCH erschienen. Ein Buch, das erstmals 1826, also vor fast zweihundert
Jahren, das Licht der Welt erblickte. Ein Buch, das so verstörend auf seine
Zeitgenossen wirkte, dass es jahrzehntelang keine Nachauflagen gab. Ein
SF-Roman, der auch in Deutschland erst Anfang der 1980er Jahre erstmals (und
dann nur gekürzt) veröffentlicht wurde. Ein Buch, das jetzt erst in der ihm
gemäßen Form vorliegt: gut und komplett übersetzt, ausführlich kommentiert und
mit einem engagierten Nachwort von Dietmar
Dath. Somit kann die Eingangsfrage also beantwortet werden. Es braucht
sicherlich keine weiteren x-beliebigen Katastrophenromane – aber dieses
literarische Meisterwerk in einer exquisiten Ausgabe in die Hand nehmen zu
können: das brauchte es schon.
„Ich meine dein Gesicht, während du die fallenden Sterne
betrachtet hast. Das werde ich niemals vergessen können. Du hast heller
geleuchtet als alle Sterne.“
Danbi Eo – DER WALD DER VERLORENEN SCHATTEN (S. 184)