Etwas unheimlich klingt der Titel DAS JÜNGSTE GERICHT (DvR,
kartoniert, 130 S.) ja schon, den Hermann
Ganswindt (1856–1934) seiner Schrift über „Das Weltenfahrzeug und anderen
Erfindungen mit Illustrationen und Gutachten“ (Untertitel) zuteilwerden ließ.
Wie sich jedoch schnell herausstellt, handelt es sich um eine 1899 erschienene
Sammlung von Vortragstexten, Abbildungen, Essays und Patentbeschreibungen, in
deren Mittelpunkt die Forderung des Erfinders und Unternehmers Ganswindt steht,
gleich nach dem Bau eines lenkbaren Ballons und der „Lösung des sozialen
Problems“ (wie er dem Kaiser in einer Eingabe erläuterte) an die Entwicklung
eines rückstoßgetriebenen Raumschiffs (eben eines „Weltenfahrzeugs“) zu gehen.
Es ist dem DvR-Verlag zu danken, dass das einzige Druckerzeugnis dieses fast
völlig vergessenen „Großvaters“ der Weltraumschifffahrt zumindest als
Faksimile-Nachdruck wieder vorliegt. Wer sich für Technikgeschichte oder auch
nur für außergewöhnliche Charaktere interessiert, wird mit diesem kleinen
Büchlein sicherlich seinen Spaß haben.
„Schneewittchen“ als sexy Vampir-Comic – auf sowas muss man erst
mal kommen. Aber Neil Gaiman hat in
der Vergangenheit ja bereits zur Genüge bewiesen, dass ihm nichts heilig und er
durchaus in der Lage ist, solchen Neuinterpretationen das nötige Leben
einzuhauchen. Die graphische Umsetzung hat diesmal die amerikanische Comiczeichnerin
Coleen Doran übernommen, die seit
vielen Jahren ein Fan des irischen „Arts and Crafts“-Künstlers Harry Clarke (1889–1931, berühmt für
seine farbigen Glasfenster) ist und dieser Vorliebe in SNOW, GLASS, APPLES
(Splitter, Hardcover, 80 S.) ausgiebig folgen durfte. Die gleichzeitig fragil
und opulent wirkende Umsetzung kommt im riesigen Albumformat hervorragend zur
Geltung, der Verlag hat sich zudem bei der Deckelvergoldung nicht lumpen lassen
und auch noch ein Skizzenbuch von Doran angehängt – kein Wunder also, dass
SNOW, GLASS, APPLES alle möglichen Comic-Preise abgeräumt hat.
Zuletzt noch was für die Fans von Kurzgeschichten: Mit dem nötigen
schwarzen Humor stellte der Verleger, Herausgeber und Übersetzer Joachim Körber das „kleine
Corona-Weltuntergangs-Lesebuch“ mit dem Titel DIE SCHWARZE GRIPPE (Phantasia
Paperback SF 1016) zusammen. Auf 224 Seiten balgen sich die Geschichten (und
ein Gedicht) von elf klassischen bis modernen Autoren wie E. A. Poe, Jack London, Edgar Wallace, Richard
Kadrey und Greg Egan darum, wer der Menschheit
auf die originellste Weise den Garaus machen darf. Glücklicherweise ist das
noch nicht entschieden – und bis dahin: Viel Vergnügen bei der Lektüre.
„Mache
darauf aufmerksam, dass ich Autodidakt
im Klavierspiel bin, niemals eine Stunde Unterricht darin genossen und
energische Übungen überhaupt erst seit letztem August getrieben habe.
Hochachtungsvoll
Hermann Ganswindt.“
Hermann Ganswind – DAS
JÜNGSTE GERICHT
(Annonce eines
„Klavier-Concertes“ auf dem Umschlag)