TEMPORAMORES - Newsletter # 341 - 27.5.2021




NACHRUF

Wir alle, glaube ich, haben ein ganz besonderes Lieblingsbuch – eines von jenen Büchern, das wir im Herzen tragen, oftmals aus Gründen, die wir nicht mehr benennen können, und das wir auch nur ganz speziellen Menschen empfehlen mögen. Kein „Geheimnis“, aber auch nichts „Gewöhnliches“. Eines dieser Bücher ist für mich seit Jahrzehnten der Roman MEISTER DER EINSAMKEIT, verfasst von den Autoren Marvin Kaye und Parke Godwin. Als ich nun erfuhr, dass Marvin Nathan Kaye im Alter von 83 Jahren in einem New Yorker Hospiz verstorben ist, kam die Erinnerung an THE MASTERS OF SOLITUDE (wie der Originaltitel des 1978 in den USA erschienenen Romans lautet) wieder zum Vorschein. Marvin Kaye kam am 10. März 1938 in Philadelphia zur Welt. Nach einem Literatur- und Theater-Studium arbeitete er als Journalist und Herausgeber. Neben einigen Romanen und gut zwei Dutzend Kurzgeschichten konzentrierte er sich auf seine Verlagsarbeit, vor allem auf die Herausgabe von Anthologien und Magazinen, darunter Weird Tales, H. P. Lovecraft’s Magazine of Horror und Sherlock Holmes Mystery Magazine. Für das kulturelle Leben in New York von Bedeutung waren seine Theaterstücke, das von ihm 1975 mitbegründete „Reader’s Theater“, sowie seine Lehrtätigkeiten an verschiedenen Kunstschulen und Universitäten der Stadt. Kaye starb am 13. Mai 2021. Hierzulande war Marvin Kaye praktisch ein Unbekannter. Erschienen ist von ihm neben dem 1980 bei Moewig als Hardcover veröffentlichtem MEISTER DER EINSAMKEIT nur noch eine kleine Erzählung in einer Anthologie von Lin Carter. Da der Roman – natürlich – nur eine einzige Auflage erlebte und niemals nachgedruckt wurde, kann ich ihn ruhigen Gewissens noch nicht einmal jetzt empfehlen (um die Preise der wenigen Exemplare, die sich gebraucht im Internet finden nicht unnötig zu verteuern). Ganz tief in meinem Herzen aber bleibt ihm für immer ein Platz im Regal der „ganz besonderen“ Lieblingsbücher.



KURZMELDUNGEN

Wie machen die das nur? Einen Comic als Hardcover herstellen, dessen Papp-Einband sich nicht nur nach feinstem Wildleder anfühlt, sondern auch großflächig mit goldener Schrift aufwartet und an den Kanten goldene Metallwinkelchen hat. Dazu kommt noch, dass die auf 1.000 Exemplare limitierte Erstausgabe von Gary Giannis (Text & Bilder) Adaption des Jules Verne-Klassikers 20.000 MEILEN UNTER DEM MEER (Insektenhaus, 64 Seiten) auch noch die illustrierte Kurzgeschichte „Räuber der Meere“ von H. G. Wells enthält. Und das alles für 17,90 Euro – wie machen die das nur?

Endlich! Erschienen: Der neue SF-Roman von T. S. Orgel mit dem Titel BEHEMOTH (Heyne, 575 S.). Thema: Generationenraumschiff & First Contact. Erwartung: Ganz großes Kino. Geliefert: Space Opera im Breitwandformat, in Farbe, Stereo und mit ganz vielen Special Effects.



ZITAT

 „Was ist das für ein Ort?“, fragte Tiali. „Sehen wir nach“, sagte Chen. „Ich halte das für keine gute Idee.“ Natürlich sahen sie trotzdem nach.

T. S. Orgel BEHEMOTH (S. 331)



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