TEMPORAMORES - Newsletter # 343 - 11.7.2021




KURZMELDUNGEN

Als sehr lesenswert erwies sich C. S. LEWIS – EIN LEBEN IN BRIEFEN (Adeo, ISBN 978-3-86334-310-1, 310 Seiten). Das von Titus Müller herausgegebene Buch mit Briefen von C. S. Lewis ist aus vielerlei Gründen zu empfehlen: z. B. wegen der hervorragend gelungenen Auswahl, die Müller aus dem Gesamtbestand von über 3000 erhaltenen Briefen vornahm; wegen der tiefen Einsichten, die viele dieser in Briefform gefassten philosophischen Überlegungen in eine stets auf der Suche befindlichen Seele gewähren, wegen des Humors, den Lewis auch in schlimmen Zeiten nicht verlor; wegen der Vielfalt seiner Korrespondenzpartner (u. a. J. R. R. Tolkien, Arthur C. Clarke, Mervyn Peake und Dorothy L. Sayers); wegen seiner immer wieder aufkommenden Zweifel an Gott – und deren immer aufs Neue erfolgten Überwindung; und nicht zuletzt auch wegen der Bedeutung, die Lewis für die englische Fantasy- und Science-Fiction-Literatur mittels seiner hier auch mit Kollegen diskutierten Texte gewonnen hat. Dieses Buch wird seinen Weg in viele Sammlungen finden – und dort seinen Platz neben den Briefen von Tolkien einnehmen.

Warum soll es immer nur für US-amerikanische Superhelden neue Origin-Storys geben? Der inzwischen 75-jährige LUCKY LUKE jedenfalls bekommt im fünften „Hommage“-Band ZARTER SCHMELZ (Egmont, ISBN 978-3-7704-0500-8) vom deutschen Kult-Comic-Zeichner Ralf König ein seinem Alter angemessenes Best-Ager-Abenteuer auf die Unterwäsche (das typische Superhelden-Kostüm) geschrieben – inklusive Rückblick auf die Zeit, als er mit seinem Colt noch etwas unbedachter um sich schoss als heutzutage. König gelingt das Kunststück, seinen LUCKY LUKE in jedem Moment „original“ erscheinen zu lassen und trotzdem einen humorvoll geschriebenen und gezeichneten „typischen“ Ralf-König-Comic zu produzieren. Hut ab!

Bei Splitter erschien soeben mit SHANGRI-LA (ISBN 978-3-96792-065-9, 220 Seiten) von Mathieu Bablet (Text & Bild) einer der eindrucksvollsten Comics der letzten Jahre. Bablet lässt sich alle Zeit der Welt und erzählt seine Geschichte einer zukünftigen Menschheit in liebevoller Detailversessenheit und großen Bildern. Seine Protagonisten leben in einer Raumstation über einer unbewohnbar gewordenen Erde und führen dort ein sorgloses Leben als Konsumenten vieler sinn- und nutzloser Luxusgüter – doch nicht alle sind damit zufrieden: Es formieren sich Widerstandsgruppen mit unterschiedlichen Zielen. Während der Physiker Scott im Auftrag der Konzernleitung versucht, die Erzeugung einer Materie-Antimaterie-Singularität zu verhindern, eskaliert die Situation auf der Station. Bablets Geschichte ist stimmig durchkomponiert und nutzt alle Vorteile, welche sich durch die Verbindung von Bild und Text anbieten. Exzellent!



ZITAT

„Jedenfalls verbrachten Trump und ich ein, zwei Stunden zusammen. [Auf einer Buchmesse in Las Vegas, 1990] Wir hingen ein bisschen ab. Das war … okay. Ich wusste damals ehrlich gesagt gar nicht genau, wer er war. Ich konnte ja nicht ahnen, wie er sich viele Jahre später entwickeln würde. Hätte ich es gewusst, hätte ich ihn an dem Tag unter Einsatz meines Lebens zu Tode gewürgt und ihn gegessen.“

T. C. Boyle; in: Aust/Scholz (Hrsg.) FOREVER YOUNG (S. 112)



Zurück

Next