Nicht fehlen darf hier
natürlich der Hinweis auf die soeben erschienene Ausgabe 83 der ebenso
unverzichtbaren wie hervorragenden Zeitschrift phantastisch! (Atlantis). Wieder einmal hat das „Magazin für
Science Fiction, Fantasy & Horror“ seinen Maximalumfang (88 Seiten)
ausgereizt und quillt trotzdem aus allen Nähten. Vier Interviews, zwei
Kurzgeschichten, Werkstattberichte, Buchbesprechungen, Nachrichten und Artikel
streiten um die Aufmerksamkeit der LeserInnen, und es fällt schwer, Einzelnes
hervorzuheben. Der Memoranda Verlag wird intensiv gewürdigt, ein übersehenes
Kleinod aus P. K. Dicks Romanwerk
wird begutachtet und die vielen Neuausgaben von George Orwells Hauptwerk 1984 liegen auf dem „Seziertisch“. Das
sollte reichen.
Selbstverständlich ist auch eine Lobhudelei nötig (und was anderes
ist bei diesem Autor ja fast undenkbar), wenn es meinem Freund und geschätzten
Kollegen Christian Endres trotz
seiner vielen redaktionellen Verpflichtungen gelingt, ein Buch zu
veröffentlichen. Es handelt sich um die soeben erschienene
Kurzgeschichtensammlung SHERLOCK HOLMES UND DIE TIGERIN VON ESCHNAPUR
(Atlantis, ISBN 978-3-86402-777-2, 240 Seiten). Das Hardcover enthält 24
Short-Short-Stories und 15 Erzählungen, ein Vorwort, einen Anhang mit kurzen
Notizen des Autors zur Entstehungsgeschichte (plus ein »Hidden Track«), eine
Leseprobe aus dem bereits 2015 erschienenen Roman SHERLOCK HOLMES UND DIE
TANZENDEN DRACHEN sowie ein
Lesebändchen. Für die sensationelle Umschlaggestaltung, die Innenausstattung
und die diversen Illustrationen zeichnet Timo
Kümmel verantwortlich. Wer Holmes und Watson und Endres (oder auch nur
einen dieser Protagonisten) mag, sollte sich im noch verbleibenden Restsommer
über dieses Buch hermachen – es bietet nicht nur Reisen in exotische Länder,
fantastische Unterhaltung und schwarzhumorige Kabinettstückchen, sondern auch genügend
Düsternis und Nebel zur Vorbereitung auf den kommenden Herbst.
Manchmal tröpfelt es, manchmal
schüttet es: Mit Markus K. Korb hat
gleich noch ein weiterer Unterfranke, Freund und Kollege aktuell ein Werk
veröffentlicht. Im Verlag von Torsten Low erschien mit DIE SAAT DES HASSES
(ISBN 978-3-96629-017-3, 250 Seiten) Korbs erster Roman. Es ist (wie bei ihm
üblich) „harter Stoff“: Ein Mann erbt von seinem Vater den Schlüssel für ein
Schließfach in der Schweiz und findet Dinge heraus, die besser im Verborgenen
geblieben wären – andererseits erhält er so die Chance, den Lauf der Dinge ins
Positive zu verändern. Das Buch liest sich wie ein Höllengebräu aus Shelleys
FRANKENSTEIN und Wells’ DOKTOR MOREAU, geschöpft aus einem tausendjährigen
Eichenfass, gewürzt mit der Musik von Deep Purple und Queen und designt vom
allgegenwärtigen Timo Kümmel. Nichts
für schwache Mägen oder Nerven.
„Man kann das künstlerische Kernprinzip der
Science-Fiction natürlich auch für allerlei Unsinn verwenden. Zuweilen nimmt
der Unsinn in der Science-Fiction sogar solche Ausmaße an, dass sich die Frage
aufdrängt, ob sie mehr als andere Kunstformen zum Unsinn neigt.“
Sacha Mamczak – SCIENCE-FICTION. 100 Seiten (S.
26)