TEMPORAMORES - Newsletter # 353 - 14.02.2022




KURZMELDUNGEN

Eine gigantische Haifischmade im Weltraum? – Oder ist der Wüstenplanet explodiert, und die Sandwürmer treiben im Orbit? – Jedenfalls regt Maximilian Meiers Umschlagbild für die vierte Ausgabe der „phantastischen Comic-Anthologie“ COZMIC (Atlantis, ISBN 978-3-86402-724-6, großformatiges Hardcoveralbum) die Phantasie an, sprich, ist ein echter Hingucker. Von Meier stammt auch der vierte und abschließende Teil der Titelgeschichte „Project God“, die das Buch eröffnet, gefolgt dann von Comic-Stories von u. a. Bela Sobottke, Frauke Berger, Michael Vogt und Jan Hoffmann. Fortsetzungen gibt es zu Geschichten von Meike Schultchen ebenso wie neue „Abenteuer des Raumschiffs EXODUS“ von Arnold Spree & Thorsten Wieser. Für die Sekundärliteratur ist diesmal Thorsten Hanisch zuständig, der Jiro Taniguchi unter die Lupe nimmt. Knapp unter einhundert Seiten, aber 100% Comic-Spaß!

In der von Ursula K. Le Guin erdachten „Geschichte der menschlichen Zukunft“ (in Science-Fiction-Kreisen auch gerne „Future History“ genannt) stammen alle bekannten menschenähn­lichen Völker der Galaxis von den Hain ab, weshalb ihre Erzählungen zusammengenommen den „Hainish“-Zyklus bilden und im Einflussbereich der „Ökumene“ spielen. In der von TOR jetzt vorgelegten Originalzusammenstellung GRENZWELTEN (ISBN 978-3-596-70578-8, 400 S., Klappenbroschur) sind zwei diesem Zyklus angehörende Romane Le Guins in der Neuüber­setzung von Karen Nölle enthalten, die sie recht früh (DAS WORT FÜR WELT IST WALD, 1972) bzw. ziemlich spät (DIE ÜBERLIEFERUNG, 2000) in ihrer Schriftstellerinnen-Karriere geschrieben hat. Die beiden Bücher waren seit längerem vergriffen, sodass schon allein deswegen eine neue Ausgabe wünschenswert erschien. Für alle, denen diese Lektüre bisher entgangen ist, ein MUSS!

Lange Zeit habe ich mich geweigert die WATCHMEN-Nachfolge-Comics zu lesen, zu groß erschien mir der Abstand zwischen dem Original und den „Kopien“. Letztlich war es dann eher Zufall, dass ich bei dem von Tom King geschriebenen und von Jorge Fornés gezeichneten RORSCHACH (Panini, 4 Teile je 76 Seiten) schwach wurde. Und wie es der Zufall dann wollte, hat sich gerade dieser Comic als sehr starke Homage erwiesen, die, bei genügend eigenen Ideen, gerade die richtigen Anknüpfungspunkte an Alan Moores Meisterwerk aufweist, damit man als Leser*in das Gefühl hat, ernst genommen zu werden. Zugleich steckt eine ordentliche Portion Humor und Satire in dieser ansonsten rabenschwarzen Storyline. Fornés gelingt die richtige Retro-Optik und Tom King schöpft erzähltechnisch aus dem Vollen!



ZITAT

„Bücher, Tausende von Büchern, in Leder, Stoff, Holz und Papier gebunden, ungebundene Manuskripte in geschnitzten und bemalten Schachteln und juwelenbesetzten Schatullen, mit Blattgold verzierte Fragmente alter Schriften, Schriftrollen in Röhren und Kästen, mit Schnur gehalten, Bücher aus Pergament, Hadernpapier, Zellstoff, handgeschrieben, gedruckt, Bücher auf den Böden, in Kartons, kleinen Kisten, auf niedrigen, aus Resten von Holzkisten zusammengezimmerten Regalen.“

Ursula K. Le Guin   Grenzwelten (S. 339)



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