Es
ist alles vorhanden: Ein „beratender“ Fallanalyst mit übernatürlichen Fähigkeiten
im Dienst der Ermittlungsbehörden. Eine schwierige On-Off-Beziehungskiste
zwischen dem „postkognitiven Rekonstruktor“ Alexander Crohn und der
Kommissarin Miriam Fechner. Dazu noch die „üblichen Verdächtigen“: Gute Bullen,
böse Bullen, treue Freunde, unsichere Kandidaten, und ein Serienmörder, der den
Helden an die Grenzen seines Könnens bringt – und es handelt sich hier nicht um einen schwachen Abklatsch von Jim Butchers „Harry Dresden“-Büchern,
sondern um den neuesten Roman von Michael
Marrak mit dem Titel LEX TALIONIS (ISBN 978-3-948616-64-9, 320 Seiten,
Klappenbroschur), der soeben bei Memoranda erschienen ist. Die Handlung setzt
unmittelbar damit ein, dass Crohn von Fechner zum Tatort eines grausigen
Verbrechens gerufen wird. Trotz einer „Pause“ in ihrer persönlichen Beziehung
vertraut sie seinen Fähigkeiten uneingeschränkt. Diese allerdings erweisen sich
im Verlauf des Geschehens als überaus trügerisch und bringen nicht nur die
Ermittlungen, sondern auch die Beteiligten selbst in größte Gefahr. Wie sich
herausstellt, gibt es wohl ein Wesen aus einem Zwischenreich, das unsere Welt
dafür nutzt, seinen Hass auf alles Lebendige „auszuleben“. Das titelgebende
„Lex Talionis“ (eine uralte Rechtsformel, die auf einen Ausgleich zwischen
Täter und Opfer hinwirken soll) wirft in seiner archaischen Bedeutung die Frage
danach auf, wer nun das „Opfer“ und wer der „Täter“ ist … Nach gut 300 ebenso nervenaufreibenden
wie kurzweiligen, immer aber spannend erzählten Seiten ist der Boden bereitet,
das Personal vorgestellt und nichts wirklich geklärt – gut, dass da „Ende des
ersten Bandes“ steht!
Nach all den Weltbestsellern
von angloamerikanischen Autor*innen mit held*innenhaften Astronautinnen als
Hauptfiguren erschien jetzt bei Fischer/Tor DIE LETZTE KOSMONAUTIN (ISBN
978-3-596-70675-4, 416 Seiten), ein Roman von Brandon Q. Morris. Der deutsche Physiker lässt seine
Alternativweltgeschichte im Jahr 2029 spielen – in einer weiterhin bestehenden
DDR und in deren Raumstation „Völkerfreundschaft“! Als einziges menschliches
Besatzungsmitglied ist dort die Kosmonautin Mandy Neumann tätig. Ihre Flugroutine wird nicht nur von den
Vorbereitungen für den 80. Jahrestag der Staatsgründung durchbrochen, sondern
auch durch eine plötzliche Häufung von Problemen und Fehlfunktionen der Station.
Während Mandys Situation im All immer bedrohlicher wird, entdecken
Wissenschaftler auf der Erde ein physikalisches Phänomen, das zur Zerstörung
des gesamten Planeten führen könnte … DIE LETZTE KOSMONAUTIN ist ein deutscher
Hard-SF-Roman, der neben Spannung, Humor und tollen Ideen auch glaubhafte
Charaktere und eine gut konstruierte Geschichte bietet. Lesenswert!
„Man könnte fast auf die Idee kommen, dass der
Urknall nur deshalb passiert ist, weil irgendwer es dann doch geschafft hat,
durch null zu teilen (Chuck Norris kann das ja angeblich.)“
Brandon Q. Morris – DIE LETZTE KOSMONAUTIN (S. 414)