Bei
Golkonda liegt mit Thor Kunkels WELT
UNTER (ISBN 978-3-96509-061-3, 527 Seiten, Klappenbroschur) ein spannender
Ökothriller (oder auch ein ökologischer Abenteuerroman) vor, dessen Plot dem
inzwischen fast ein wenig überbeanspruchten Weltuntergangs-Thema einen
überraschenden Twist gibt. Kunkel ändert die Spielregeln nach dem Motto: Wenn
sich die Voraussetzungen ändern, müssen auch wir uns ändern. Das in der Mitte
des 20. Jahrhunderts so beliebte Mutanten-Motiv erfährt hier (nicht ganz so
friedlich-freundlich wie bei Andreas
Eschbach vor einiger Zeit) eine Aktualisierung, die auch vor den dunklen
Seiten die Augen nicht verschließt. Und am Ende schimmert dann doch ein
Hoffnungsfunken für alle Menschen, die sich ein Leben nicht nur „am Meer“,
sondern auch „im Meer“ vorstellen können …
Dass
die koreanische Literatur hierzulande inzwischen ein recht robustes Standbein
besitzt, ist ebenfalls dem rührigen Lektorat bei Golkonda zu verdanken. Der
neueste Streich ist der Urban-Fantasy-Episodenroman DAS KAUFHAUS DER TRÄUME
(ISBN 978-3-96509-053-8, 275 S., Klappenbroschur) der Südkoreanerin Lee Mi-ye. Nachdem sie ihr
„Traumbuch“-Projekt über eine Crowdfunding-Aktion finanziert hatte und online
eine große Leserschaft fand, gelang es ihr mit dem gedruckten Buch 2020 unter
die meistverkauften Bücher Koreas zu gelangen. Die deutsche Übersetzung von Kyong-hae Flügel liest sich ebenso
flüssig, wie das ganze Buch, das von den jeweils auf ihre persönlichen Wünsche
zugeschnittenen Träumen erzählt, die den Kunden im „Kaufhaus von Dallergut“ von
der tüchtigen Verkäuferin Penny herausgesucht werden. Diese Geschichte, in der
Träume wie wertvolle Bücher behandelt werden, „weckte“ mein Interesse, brachte
mich zum Träumen und wanderte in meine TraumBuchSammlung.
Brauchen
wir wirklich noch eine weitere Ausgabe von H.
G. Wells’ ZEITMASCHINE? Diese Frage stellte sich sicherlich auch Dieter von Reeken – und er hat sie,
zumindest für sich und seinen DvR-Verlag, mit „ja“ beantwortet. Soeben ist dort
im „Doppelpack“ mit Egon Friedells
Novelle DIE REISE MIT DER ZEITMASCHINE (ISBN 978-3-945807-69-9) die deutsche
Erstausgabe der ZEITMASCHINE von 1904 in der Übersetzung von F. P. Greve erschienen. Auf 170 Seiten
kann man nun dem Wells’schen Zeitreisenden über das bekannte „offene“ Ende
hinaus bei seinen weiteren Reisen folgen. Zudem bietet Friedells Buch (das
zwischen 1908 und 1935 geschrieben, aber erst 1948 veröffentlicht wurde) eine
satirische Abrechnung nicht nur mit der als ungenügend empfundenen Übersetzung
Greves, sondern auch mit dem (damals) noch jungen Wells. Thomas Thiemeyers Titelbild dürfte vor allem phantastisch!-Leser*innen noch in guter Erinnerung sein.
„Übrigens
haben Gloria und der Zeitreisende selbstverständlich geheiratet. [Sie] befinden
sich gegenwärtig auf der Hochzeitsreise. Wie es dazu kam? Ja, das ist nun
wirklich ein Roman; aber den erwarten Sie nicht von mir, denn über Romane denke
ich nämlich ähnlich wie Mr. Wells.“
Egon Friedell – DIE REISE MIT DER
ZEITMASCHINE (S. 166)