Die neue phantastisch!
(Ausgabe 88, Atlantis Verlag) ist erschienen und zeigt sich trotz des eher
heiteren „reitenden Alien“ von Jan
Hoffmann als Coverbild diesmal eher von der „düsteren“ Seite: Uwe Klotz ist mit einem Nachruf auf Herbert W. Franke vertreten, Jörg Petersen besucht das
untergegangene Atlantis, Torsten Hanisch
bespricht einen morbiden Comic von Daniel
Hulet, Marco Rauch sieht sich
Weltuntergangsfilme an, und Achim
Schnurrer ist mit dem 2. Teil seines „Schönen Biests“ dabei. Da ist es doch
gut, dass Horst Illmer einige
„Bücher aus der Schatzkiste“ zieht, Matthias
Hoffmann über die Zeiten philosophiert, als „der Mars noch bewohnt war“,
der OSCAR-Preisträger Volker
Engel im Interview ein paar Tricks verrät, Sonja Stöhr „phantastisches Lesefutter“
bereithält und Christian Endres, Andreas
Debray und Volker Dornemann noch
drei lesenswerte Erzählungen beisteuern, um die Waage wieder in Richtung
„sonnig“ zu kippen. Ach, was rede ich – einfach selber lesen!
Ein
gutes Beispiel für eine gelungene utopisch-phantastische Kriminalerzählung ist FERN
VOM LICHT DES HIMMELS (Golkonda, ISBN 978-3-96509-059-0, 381 Seiten), der neue
Roman von Tade Thompson. Wenn in der
Zukunft Menschen zu weit entfernten Kolonialplaneten reisen, so geschieht dies
in Raumschiffen, deren Steuerung eine starke KI übernimmt (und als deren „Back
up“ ein einzelner Mensch mitgeschickt wird). Natürlich fällt eine solche KI
niemals aus, deshalb fliegt auf der neu gebauten „Ragtime“ die
Raumfahrt-Novizin Michelle Campion, genannt „Shell“, mit. Ziel ist es,
eintausend Passagiere zum Planeten Bloodroot zu befördern. Shell ist die
Tochter eines berühmten Astronauten und wird für den Flug vor allem aus
PR-Gründen engagiert. Ihr Anspruch ist es jedoch, durch eigene Leistungen den
„Bonus“ einer Prominententochter hinter sich zu lassen. Als sie nach dem
letzten Raumsprung am Zielort aus dem Traumschlaf geweckt wird, muss sie
plötzlich zeigen, ob sie diesen Erwartungen gerecht werden kann: Die KI hat
sich abgeschaltet, das Schiff läuft im Notbetrieb, einige Passagiere sind auf
nicht natürliche Weise ums Leben gekommen – und auf ihren Notruf hin schickt
Bloodroot Shell mit dem psychisch labilen Rasheed Fin und seinem
Androiden-Helfer Salvo ein Ermittler-Duo zur Unterstützung, das ihr äußerst
suspekt erscheint …
Der Hommage-Band DAS HUMBOLDT-TIER (Carlsen) von Flix ist gleich in zwei Ausgaben
erschienen: Das „normale“ Hardcover erzählt auf 72 Seiten eine der
tiefgründigsten und besten Marsupilami-Geschichten überhaupt und die „Deluxe-Version“
bietet nicht nur ein deutlich größeres Format und eine mehrfach gefaltete,
nummerierte und signierte Farbbeilage, sondern auch, bei mehr als doppeltem
Umfang, zu jeder Seite die Bleistiftvorzeichnung. Da mag man sich gar nicht
entscheiden (und kauft am besten gleich beide Bände).
„Okay, Ragtime. Darf ich fragen, welches Geschlecht du
repräsentierst? Deine Stimme ist angenehm, lässt sich aber in alle Richtungen
deuten.“
„Auf diesem Flug bin ich männlich, danke der Nachfrage.“
Tade Thompson, in: FERN VOM LICHT DES HIMMELS (S.
13 f.)