TEMPORAMORES - Newsletter # 365 - 2.11.2022




KURZMELDUNGEN

Die neue phantastisch! (Ausgabe 88, Atlantis Verlag) ist erschienen und zeigt sich trotz des eher heiteren „reitenden Alien“ von Jan Hoffmann als Coverbild diesmal eher von der „düsteren“ Seite: Uwe Klotz ist mit einem Nachruf auf Herbert W. Franke vertreten, Jörg Petersen besucht das untergegangene Atlantis, Torsten Hanisch bespricht einen morbiden Comic von Daniel Hulet, Marco Rauch sieht sich Weltuntergangsfilme an, und Achim Schnurrer ist mit dem 2. Teil seines „Schönen Biests“ dabei. Da ist es doch gut, dass Horst Illmer einige „Bücher aus der Schatzkiste“ zieht, Matthias Hoffmann über die Zeiten philosophiert, als „der Mars noch bewohnt war“, der OSCAR-Preisträger Volker Engel im Interview ein paar Tricks verrät, Sonja Stöhr „phantastisches Lesefutter“ bereithält und Christian Endres, Andreas Debray und Volker Dornemann noch drei lesenswerte Erzählungen beisteuern, um die Waage wieder in Richtung „sonnig“ zu kippen. Ach, was rede ich – einfach selber lesen!

Ein gutes Beispiel für eine gelungene utopisch-phantastische Kriminalerzählung ist FERN VOM LICHT DES HIMMELS (Golkonda, ISBN 978-3-96509-059-0, 381 Seiten), der neue Roman von Tade Thompson. Wenn in der Zukunft Menschen zu weit ent­fernten Kolonialplaneten reisen, so geschieht dies in Raumschiffen, deren Steuerung eine starke KI übernimmt (und als deren „Back up“ ein einzelner Mensch mitgeschickt wird). Natürlich fällt eine solche KI niemals aus, deshalb fliegt auf der neu gebauten „Ragtime“ die Raumfahrt-Novizin Michelle Campion, genannt „Shell“, mit. Ziel ist es, eintausend Passagiere zum Planeten Bloodroot zu befördern. Shell ist die Tochter eines berühmten Astronauten und wird für den Flug vor allem aus PR-Gründen engagiert. Ihr Anspruch ist es jedoch, durch eigene Leistungen den „Bonus“ einer Prominententochter hinter sich zu lassen. Als sie nach dem letzten Raumsprung am Zielort aus dem Traumschlaf geweckt wird, muss sie plötzlich zeigen, ob sie diesen Erwartungen gerecht werden kann: Die KI hat sich abgeschaltet, das Schiff läuft im Notbetrieb, einige Passagiere sind auf nicht natürliche Weise ums Leben gekommen – und auf ihren Notruf hin schickt Bloodroot Shell mit dem psychisch labilen Rasheed Fin und seinem Androiden-Helfer Salvo ein Ermittler-Duo zur Unterstützung, das ihr äußerst suspekt erscheint …

Der Hommage-Band DAS HUMBOLDT-TIER (Carlsen) von Flix ist gleich in zwei Ausgaben erschienen: Das „normale“ Hardcover erzählt auf 72 Seiten eine der tiefgründigsten und besten Marsupilami-Geschichten überhaupt und die „Deluxe-Version“ bietet nicht nur ein deutlich größeres Format und eine mehrfach gefaltete, nummerierte und signierte Farbbeilage, sondern auch, bei mehr als doppeltem Umfang, zu jeder Seite die Bleistiftvorzeichnung. Da mag man sich gar nicht entscheiden (und kauft am besten gleich beide Bände).



ZITAT

„Okay, Ragtime. Darf ich fragen, welches Geschlecht du repräsentierst? Deine Stimme ist ange­nehm, lässt sich aber in alle Richtungen deuten.“

„Auf diesem Flug bin ich männlich, danke der Nachfrage.“

Tade Thompson, in: FERN VOM LICHT DES HIMMELS (S. 13 f.)



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