Am 19. November 2022 verstarb der
US-amerikanische Schriftsteller Greg
Bear in seiner Heimatstadt Seattle im Alter von 71 Jahren. Geboren wurde
Bear am 20. August 1951 im kalifornischen San Diego, wo er auch studierte.
Nachdem er 1983 Astrid Anderson heiratete, die Tochter von Poul und Karen Anderson, startete
er eine erfolgreiche Karriere als Autor von mehr als 50 Büchern. Bear war ein
Vertreter der „harten“ Science Fiction; zu seinen bekanntesten Werken gehören Romane
wie DIE STADT AM ENDE DER ZEIT, DAS DARWIN-VIRUS und dessen Fortsetzung DIE
DARWIN-KINDER, ÄON, BLUTMUSIK, HEIMAT MARS oder SLANT. Zudem schrieb er
Technothriller (JÄGER, QUANTICO) sowie Serien-Romane im STAR TREK- und
HALO-Universum. Bear erhielt alle großen SF-Preise, viele davon mehrfach. In
Deutschland erschienen die meisten seiner Bücher im Heyne Verlag.
Der schottische Cartoonist und Illustrator Tom Gauld hat soeben einen neuen Band
mit seinen beliebten Cartoons veröffentlicht. Der Band REVENGE OF THE
LIBRARIANS (D&Q bzw. Canongate, 200 S., Hardcover) enthält diesmal
ausschließlich Material, das sich mit Büchern, Autoren, Bibliotheken und den
heimlichen Herrschern der Welt, den Bibliothekaren, beschäftigt. Wie es zu
diesem „Librotopia“ kam, ob so etwas wünschenswert ist, und welche Auswirkungen
das Lesen von Cartoons auf die Gute Laune hat, erschließt sich ebenso genüsslich
wie gemächlich bei der Lektüre der etwa 200 Bilderstreifen. Nur allzu lautes
Lachen sollte unterbleiben – „Sssch“.
Das Weihnachtfest rückt langsam näher, der J. R. R. Tolkien-Fan braucht neuen
Stoff zum „unter den Baum legen“ – und Klett-Cotta liefert: Da ist zum einen
DER UNTERGANG VON NÚMENOR, ein ganz „neuer“ Band mit den von Brian Sibley herausgegebenen
gesammelten Geschichten aus dem „Zweiten Zeitalter“, wunderschön illustriert
mit zehn farbigen Bildern und Bleistiftzeichnungen von Alan Lee. // Alsdann folgt
die Neuausgabe von DAS SILMARILLION als aufwändige, von Tolkien selbst
illustrierte, großformatige Sonderedition im Schuber. Besonders hervorzuheben
ist hier noch der dreiseitige Grünschnitt, verziert mit elbischer Runenschrift.
// Und noch was für den „kleinen Geldbeutel“: Nach dem Erfolg mit der 2008
erschienenen einbändigen Ganzleder-Dünndruck-Ausgabe, die ja rasend schnell
ausverkauft war, gibt es ab sofort diese „Luxusausgabe“ wieder zu kaufen;
diesmal ohne Limitierung und in rotem Leder.
Die Ausgabe 45 der EXODUS ist erschienen, wie immer voller Geschichten und Bilder.
Diesmal dabei: In der Galerie der SPACE-ART-Künstler Michael Böhme; 13 neue SF-Stories von Christian Endres, Peter Schattschneider, Angela und Karlheinz Steinmüller uva; illustriert
von Mario und Thomas Franke, Michael Vogt
und Hubert Schweizer uva; dazu
Cartoons und Lyrik. Die gewohnt gute Mischung – diesmal noch zum alten Preis;
wie Alles wird auch hier das Heft in Zukunft wohl teurer werden (außer man hat
ein Abo!).
Der in Hamburg ansässige Plan 9 Verlag hat sich mit dem SF-Roman LAYLAYLAND
von Judith und Christian Vogt
ein echtes Prachtstück „geangelt“, nämlich die Fortsetzung
des 2019 bei Knaur erschienenen Katastrophenromans WASTELAND! Die Protagonistin
Laylay ist mit ihrem todkranken Freund
Zeeto und Mtoto, einem virusresistenten Säugling, bei dessen Rettung sich Zeeto
mit dem Wasteland-Virus angesteckt hat, auf der Suche nach einem Heilmittel
gegen das Virus, das gerade dabei ist, den Rest der bisher überlebenden Menschen
auszulöschen. Der Handlungszeitraum erstreckt sich vom 22. März bis zum 10.
April 2064 und genauso flott und Holter-di-polter, wie das klingt, ist der
Roman auch geschrieben. Erzählt wird die Handlung abwechselnd von Laylay, Zeeto
und einer namenlosen Cyborg-Person, die sich den Titel Root 2.0 erkämpft hat.
Sprachlich unterscheiden sich die verschiedenen Erzählstimmen aufs Feinste. Der
Roman besticht durch sein postapokalyptisches Szenario mit marodierenden
Banden, nomadisierenden Familienverbänden und kleinen Siedlungen (in denen die
Leute versuchen, in Ruhe und Frieden zu leben). Und natürlich gibt es ein
aufstrebendes Reich, das versucht, möglichst viel Gebiet zu beherrschen und
möglichst viele Menschen zu versklaven. Soweit nichts aufregend Neues. Spannend
ist aber, dass die treibende Kraft in diesem Reich eine Königin ist, die sich
ihren Platz durch die Ausübung brutaler körperlichen Gewalt erobert hat.
Darüber hinaus spielen sich die Ereignisse auf dem Gebiet des ehemaligen Polens
und der ehemaligen BRD ab. Die Kultur der Überlebenden ist ein bunter
Schmelztiegel, in dem afrikanische, türkische, mitteleuropäische und
anglo-amerikanische Einflüsse zusammengekommen sind. Auch das Spektrum der
Einstellungen reicht von ultra-weltoffen über ultra-konservativ bis zu
ultra-faschistisch. LAYLAYLAND ist ein spannendes, vielschichtiges Buch voller
knallharter Kämpfe auf Leben und Tod, in dem allerdings auch die Szenen, in
denen sich eine zarte Liebesgeschichte entwickelt, überzeugen. Sprachlich habe
ich lange nichts mehr so Frisches auf Deutsch gelesen, da der Roman auch eine
ganze Menge Slang und Wortneuschöpfungen bietet.
Das Beste kommt zuletzt. Auch
die Reihe der WELTENSCHÖPFER-Bücher von Charles
Platt, die im Memoranda Verlag erschienen ist, macht da keine Ausnahme. Durch
die Aufteilung der zwei DREAM MAKERS-Bücher in drei deutsche Ausgaben kam es zu
einer Häufung der interessantesten Interviews in DIE WELTENSCHÖPFER – Band 3. Erstmals
kommen hier mit Andre Norton, Kit Reed,
Joanna Russ, Alice Sheldon (aka James
Tiptree jr.) Janet Morris und Joan D. Vinge gleich mehrere Autorinnen
ausführlich zu Wort. Hinzu kommen weitere außergewöhnliche Gespräche mit Theodore Sturgeon, Fritz Leiber, Poul
Anderson, Harry Harrison, Donald A. Wollheim, Joe Haldeman und Piers Anthony. Bei den Interviews mit Robert Anton Wilson und L. Ron Hubbard beweist Platt erneut,
dass er den Blick über den Tellerrand nicht scheut und auch vor einem
intensiven persönlichen Einsatz (wie im Fall des Scientology-Gründers Hubbard)
nicht zurückscheut. Glanz- und Schlusspunkt ist das Interview mit dem 1982 zwar
schon weltberühmten, aber eigentlich noch am Anfang seiner Karriere stehenden Stephen King. Der „Meister des Horrors“
erweist sich als „Meister der Inszenierung“ wie Platt in seinen Nachbemerkungen
eindrücklich schildert. Überhaupt muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass
alle drei WELTENSCHÖPFER-Bände Welterstveröffentlichungen darstellen. Die von
Platt als „Historischer Kontext“ bezeichneten Anmerkungen und Erinnerungen
erreichen zuweilen einen Umfang, der den Interviewtext verdoppelt. Die hier
gewährten Einblicke in das „Allerheiligste“ der Science Fiction sind von
unschätzbaren Wert für alle an diesem Genre Interessierten und zudem auch noch
unterhaltsam zu lesen! So muss gute Sekundärliteratur aussehen!!
„Die
meisten Leute denken, dass ich gruselig wäre, weil ich Horror schreibe“,
erzählt uns King. „Wenn sie mich treffen, nehmen sie diese vorsichtige Haltung
an, sowas wie ‚Geht es Ihnen gut? Sie werden mich doch jetzt nicht beißen,
oder?‘ Oft habe ich das Gefühl, dass ich sie enttäusche, weil ich so sanftmütig
aussehe und nicht sehr bedrohlich wirke. Wenn ich doch nur etwas mehr die
Anmutung eines Boris Karloff oder Bela Lugosi hätte, oder notfalls eines
Christopher Lee!“
Stephen King, in: Charles
Platt – DIE WELTENSCHÖPFER, Bd. 3 (S. 306)