TEMPORAMORES - Newsletter # 374 - 17.06.2023




KURZMELDUNGEN

Immer wieder passiert es mir, dass ich ein Buch kaufe, dessen äußeres Erscheinungsbild für mich einfach unwiderstehlich ist – und sehr häufig steckt dann auch ein überaus lesenswerter Text in der schönen „Schale“. Gerade wieder geschehen bei: DIE LETZTE ERZÄHLERIN von Donna Barba Higuera. Auf den ersten Blick wirkt es eher wie ein Märchenbuch oder ein All-Age-Fantasy-Titel; der Einband liebevoll illustriert in blau und orange, dreiseitiger Farbschnitt und Lesebändchen in passendem Orangeton, ein Vorsatzpapier zum Dahinschmelzen und, alles in allem, ein haptisches Meisterwerk. Und dann steckt da eine knallharte Science-Fiction-Story drin, ein geradezu klassischer Generationen-Raumschiff-Roman (und wie sollte gerade ich da nicht begeistert sein!). Ein Komet rast auf die Erde zu, da trifft es sich prima, dass ein privater Konzern gerade drei interstellare Luxus-Raumschiffe in Betrieb stellen will. Die Regierung übernimmt, wählt aus, wer auf die Reise gehen soll, und schickt eine buntgemischte Gesellschaft los, die nach 380 Jahren Flug die menschliche Zivilisation auf einem fernen Planeten erneuern soll. Doch schon beim Start explodiert eines der Schiffe – alles ändert sich, alle Pläne sind hinfällig. Die Reisenden (unter ihnen die Ich-Erzählerin Petra, deren besondere Begabung dereinst noch eine letzte Chance eröffnen wird) müssen sich neu orientieren… Higuera wuchs in der zentralkalifornischen Wüste auf, las viel und spitzte die Ohren, wann immer irgendwo Geschichten erzählt wurden. Sie ist verheiratet, hat Kinder und lebt mit ihrer Familie inzwischen im Nordwesten der USA. Sie schreibt Kinder- und Jugendbücher und erhielt 2021 für THE LAST CUENTISTA die prestigeträchtige Newbery Medal sowie Lobpreisungen aus allen Richtungen. Die deutsche Ausgabe DIE LETZTE ERZÄHLERIN (ISBN 978-3-7488-0239-6, 320 S.) erschien in der Übersetzung von Jennifer Michalski bei Dragonfly.

Es sind tatsächlich schon wieder 20 Jahre vergangen, seit es zum ersten Mal hieß „Asterix uff Meefranggisch“. Seither hat sich das „Übersetzer“-Duo Kai Fraass und Gunther Schunk regel­mäßig neue Geschichten zu den alten Bildern einfallen lassen – und mit ASTERIX UN DI MARKTBÄRBEL (Egmont, ISBN 978-3-7704-0492-6, 50 Seiten) liegt nun der siebte Mundart-Asterix in den Regalen. Grundlage war diesmal einer der beliebtesten Titel, ASTERIX UND KLEOPATRA, und es ist eine rundum gelungene Übertragung des aus dem westlichen „Franken­reich“ stammenden Originals ins etwas weiter östlich gesprochene „Fränggische“ geworden. Wie sich hier Weinbau und Bierbrauen mit dem „ägybbdischen Bieramiden“-Bau verbinden, das ist schon die ganz hohe Kunst des Mundartdichtens und „Gschichtlederzählens“!



ZITAT

„…an einer Wand stand ein gefülltes Bücherbord. Lucy betrachtete die Bücher […]. Sie fand Titel wie Leben und Briefe des Silenus, Der Lebenswandel der Nymphen, oder: Menschen, Mönche und Wildhüter. Auch eine Studie volkstümlicher Legenden und einen Band: Ist der Mensch nur ein Mythos?

C. S. Lewis – DIE ABENTEUER IM WANDSCHRANK. (DEA, 1957, S. 15)



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