TEMPORAMORES - Newsletter # 375 - 1.7.2023




KURZMELDUNGEN

Betrachtungen über den Zustand der Zeit anzustellen, führt manchmal zu logischen Brüchen und verwirrenden Ergebnissen. Anders als Mister Spock (in STAR TREK: DISCOVERY) gehe ich jedoch davon aus, dass sich am Ende einfach alles in der richtigen Reihenfolge befindet. Deshalb gibt es hier jetzt mit Erscheinen des zweiten Bandes den Hinweis auf Band 1: DIE KÄNGURU-COMICS – ALSO ICH KÖNNTE DAS BESSER (Carlsen, ISBN 978-3-551-72828-9, 224 S.), einen von Marc-Uwe Kling geschriebenen und von Bernd Kissel gezeichneten Tages-Strip, der seit Dezember 2020 auf ZEIT-online erscheint und hier bis Dezember 2021 gesammelt als Buch vorliegt. Ähnlich wie damals bei den berühmten PEANUTS-Comicstrips gibt es unter der Woche einfarbige 4-Bilder-Streifen und am Sonntag dann eine Farbseite. Neben dem Känguru und unserem beliebten Kleinkünstler („Ich bin kein Kleinkünstler!“) Marc-Uwe haben sich sehr schnell eine multikulturelle Nachbarsfamilie und, etwas überraschend, die auf unseren Nachbar­planeten ausgewanderten Visionäre „Elon & Jeff on Mars“ etabliert. Obwohl ich zu Beginn etwas Zweifel hegte, inwieweit sich die Geschichten um das tierisch-menschliche Dream-Team von Buch und Hörbuch ins Comic übertragen lassen, wusste ich bereits nach wenigen Seiten, dass es weit besser klappt, als daraus einen Realfilm zu machen. Und so freue ich mich jetzt schon, während ich noch aufs Höchste amüsiert mitten im ersten Band stecke, auf den soeben erworbenen Band 2: DIE KÄNGURU-COMICS – DU WÜRDEST ES EH NICHT GLAUBEN (Carlsen, ISBN 978-3-551-73009-1, 224 S.), der die Strips von Januar 2022 bis Februar 2023 enthält (inklusive exklusivem Bonusmaterial).

Als Musikkritiker halte ich mich ja eher zurück, aber nach dem Durchhören von Bob Dylans neuem Album SHADOW KINGDOM (Columbia) möchte ich durchaus dringlich darauf hinweisen, dass das 40. Album dieses inzwischen über achtzigjährigen Musikers einfach unfassbar gut geworden ist. Dylan-Klassiker in neuem Gewand hat man über die Jahrzehnte viele gehört – aber nur selten ist dem amerikanischen Singer-Songwriter das so stimmig, konzentriert und voll kosmischer Ruhe gelungen. Musik für die Ewigkeit!

Neben dem unvergänglichen Goethe ist im letzten Dreivierteljahrhundert Arno Schmidt zu einem der wichtigsten Zulieferer aus den unerschöpflichen Zitate-Bergwerken der deutsch­sprachigen Literatur geworden. Jetzt erschien ein „Lesebuch“, das eines dieser berühmten Zitate schon als Titel trägt: ES GIBT KEINE SELIGKEIT OHNE BÜCHER! (Suhrkamp, ISBN 978-3-518-47334-4). Auf 160 großzügig bedruckten Seiten sind hier 22 Essays, Geschichten, Artikel und Buchbesprechungen des manischen Lesers und Sammlers versammelt. Geschrieben wurden die Texte in den Jahren zwischen 1955 und 1964, einige waren Auftragsarbeiten, die meisten jedoch drücken auf originelle und pointierte Weise aus, was nicht nur Schmidt, sondern wohl alle Lesenden dieser Welt bewegt: „Es gibt keine Seligkeit ohne Bücher!“.



ZITAT

„Eine Sonderstellung nimmt die folgenschwere erste Lektüre ein: schlimmer als die erste Liebe!“

Arno Schmidt ES GIBT KEINE SELIGKEIT OHNE BÜCHER! (S. 15)



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