Inzwischen liegt auch die Ausgabe 92 von phantastisch! (Atlantis Verlag, 84 S.)
auf dem Tisch, und wie immer kann ich nur das Erscheinen vermelden und den
Kaufbefehlt erteilen. Aus den vielen guten Beiträgen ragen diesmal die
Interviews mit T. S. Orgel und Ralph Sander ebenso heraus wie die
Essays zur Israelischen Science Fiction und zur SF-Romantik. Ein Genuss ist die
Story „Der Ordner“ von Julie Constantin
– Franz Kafka trifft die Coen-Brüder!
Die alljährlich zu Weihnachten stattfindenden
Veröffentlichungen „neuer“ Bücher von J.R.R.
Tolkien haben in den letzten Jahren so manche Merkwürdigkeit hervorgebracht.
2023 lohnt es sich allerdings etwas genauer hinzuschauen: Die „Revised and Expanded
Edition“ von THE LETTERS OF J.R.R. TOLKIEN (Harper Collins, ISBN 978-0-00-862876-5),
herausgegeben von Humphrey Carpenter und
Christopher Tolkien, bringt für alle
echten Tolkien-Fans tatsächlich viel Neues. Die ursprüngliche Zusammenstellung
von 1981 musste aus Platz- und Kostengründen erheblich gekürzt werden – das
wurde für den vorliegenden Band jetzt rückgängig gemacht, so dass die reine
Textmasse auf den über 700 Seiten um gut 20 Prozent „gewachsen“ ist. Da sich
die BRIEFE-Edition inzwischen zu einem Standard-Referenz-Werk entwickelt hat,
wurden die neu aufgenommenen Briefe zwischen die vorhandenen, bereits mit
Nummern versehenen, integriert und mit Kleinbuchstaben gekennzeichnet. Die mehr
als 500 Briefe umspannen einen Zeitraum von 1914 bis 1973 (also fast 60 Jahre)
und zeigen den Schöpfer von Mittelerde als Meister der schriftlichen
Kommunikation. Wer wissen will, wie Tolkien zu seinem Leben, seinen Lieben und
zu seinen Werken stand, findet in den LETTERS eine unerschöpfliche Quelle.
Derzeit gibt es das Buch nur in englischer Sprache, eine neue deutsche Ausgabe
wäre wünschenswert.
Wirklich lustig ist die Welt ja noch nie gewesen, aber
momentan gehört schon ordentlich Chuzpe dazu, eine Anthologie mit
phantastischen Geschichten zusammenzustellen, die mittels Satire, Ironie und
schwarzem Humor als „Therapie“ wirken sollen. Olaf Kemmler hatte als Herausgeber die Idee zu NICHT DU BIST
VERRÜCKT, SONDERN DIE WELT (Lesewuth, ISBN 978-3-949995-10-1, 172 S.) und sein
zwischen Ephraim Kishon und Monty Python hin-und-her pendelndes
„dreckiges Dutzend“ besteht aus Tim
Anderland, Nicole Rensmann, Stefan Melneczuk, H. J. Kugler, Tino Falke, Michael
Tillmann, Uwe Hermann, Uwe Post, Arnold Spree, Christian Endres, Sonja Dwersteg
und Kemmler himself, der zudem auch das Coverbild zu verantworten hat. Kleine,
bebilderte Künstlerbiografien am Ende der Stories haben einen netten
Kuscheleffekt, der sehr lesbare Satz deutet (angemessen realistisch) auf ein
älteres Zielpublikum hin. Stichproben ergaben einen überdurchschnittlichen
Satiregehalt.
„Was ist ein
Mathematiker, der auf einer Party einsam ist? Ein tangentiales Verhältnis.“
KI-basierter
Witz (den laut Umfrage 78,19 % der User nicht verstanden haben);
aus: „Kikis Bekenntnisse“ von Hans Jürgen Kugler;
in: Olaf Kemmler (Hrsg.) – NICHT DU BIST
VERRÜCKT, SONDERN DIE WELT (S. 55)