Eigentlich
haben wir uns gar nicht so oft getroffen – aber es fühlt sich jetzt doch an,
als ob wir mit Hans Frey nicht nur
einen guten Bekannten, sondern einen Freund verloren hätten. Frey, geboren am 24. Dezember 1949 in Gelsenkirchen, war nicht nur
ein engagierter Lehrer, Gewerkschaftler, Genosse und Politiker (25 Jahre für
die SPD im nordrhein-westfälischen Landtag), sondern auch ein
Science-Fiction-Fan und Genre-Forscher allererster Güte. Ab 2011 erschienen von
ihm mehrere Sachbücher über genrespezifische Themen (PHILOSOPHIE UND SCIENCE
FICTION) und biografische Abhandlungen über James Tiptree jr., Alfred Bester
und J. G. Ballard. Großen Erfolg hatte er mit seiner inzwischen auf vier Bücher
angewachsenen Literaturgeschichte der deutschsprachigen Science Fiction seit
1810, die 2018 mit FORTSCHRITT UND FIASKO im Memoranda Verlag startete und für
die er 2021 mit einem Kurd Laßwitz Preis ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit dem
Verleger Klaus Farin (Hirnkost) hob er 2022 die Nachdruck-Reihe „Wiederentdeckte
Schätze der Science Fiction“ aus der Taufe und war unter den Initiatoren der
auf mehrere Jahre geplanten Aktion „Projekt Zeitenwende – Kongress der Utopien“.
Zudem veröffentlichte er kenntnisreiche Artikel in Science-Fiction-Magazinen
wie !Time Machine und phantastisch!, war gern gesehener Gast
auf Tagungen und Conventions und ein ebenso zugewandter wie liebenswürdiger
Gesprächspartner. Hans Frey starb am 25. Januar 2024, nur einen Monat nach
seinem 74. Geburtstag.
Kurz darauf erschien die
Ausgabe 8 von !Time Machine, dem von Christian Hoffmann und Udo Klotz herausgegebenen „Science
Fiction Fan-Zine“ (Wurdack Verlag, 64 Seiten, 6,90 Euro / www.wurdackverlag.de ). Das Heft ist
voller hervorragender, umfangreicher und hochklassiger Beiträge. Ein kleiner
Wehmutstropfen ist jedoch, dass der absolut lesenswerte Essay „Mythos und
Science Fiction“, der mit 20 Magazin-Seiten Umfang schon fast ein kleines Buch
ergeben hätte, nun der wohl letzte Text ist, den Hans Frey verfasst hat. Welche Lücke er hinterlässt, wird auch in
dem sich anschließenden und ebenfalls von Frey stammenden Beitrag über das „Projekt
Zeitenwende – Kongress der Utopien“ deutlich, einer multimedialen,
spartenübergreifenden Aktion, an deren Konzeption er von Beginn an mit viel
Herzblut beteiligt war. Mehr unbelastete Freude verbreiten dann der Artikel „Es
kreucht und fleucht – Tiere in der Science Fiction“ von Hoffmann, eine
Übersicht über die diversen „STAR TREK Chronologien“ von Klotz, eine
umfangreiche „Science Fiction History“ von Hardy
Kettlitz sowie eine Vielzahl an Buchbesprechungen, in denen aktuelle und
vergessene „SF-Perlen“ zum Glänzen gebracht werden. Allein wegen dem
Frey-Essay, der zum Besten gehört, was je über Science Fiction geschrieben
wurde, eine unbedingt Kaufempfehlung!!
„Der Sense of Wonder ist, kurz gesagt, das
bestimmende Lebens- und Weltgefühl des kosmischen Bewusstseins.“
Hans Frey in: !Time Machine. Ausgabe 8 (S. 23)