Unser liebster
Literaturkritiker, der schwäbelnde Kölner Denis
Scheck, hat sich Gedanken darüber gemacht, welche Bücher ihn in den letzten
zwanzig Jahren so richtig beeindruckt, bzw. so richtig geärgert haben. Daraus
entstand sein neuestes Buch SCHECKS BESTSELLERBIBEL (Piper, ISBN
978-3-492-07294-6, Hardcover), in dem Scheck auf 430 Seiten über „Schätze und
Schund aus 20 Jahren“ schreibt. Bereichert werden seine launigen
Jahresrückblicke durch 21 Schwarz-Weiß-Bilder von Torben Kuhlmann, der auch den Einband und die Vorsatzpapiere
gestaltete. Ausgestattet mit Lesebändchen und einem Register, gedruckt in
Schwarz und Orange auf Fingerschmeichelpapier, das fadengeheftet in einem
ansprechenden Halbleineneinband eingehängt ist, stellt SCHECKS BESTSELLERBIBEL
weit mehr dar, als nur die Verschriftlichung seiner mehr als 200
DRUCKFRISCH-Sendungen: Hier fordert und fördert ein Büchermensch gleichermaßen
sein Lieblingsmedium wie seine mit-lesenden Zeitgenossinnen und Zeitgenossen.
Wenn Denis Scheck im Dezember 2024 seinen 60. Geburtstag feiert, ist auch
Weihnachten nicht mehr weit: Wer schlau ist, hat dann bereits (mindestens) ein
Geschenk schon parat liegen.
Zuvor dräut allerdings der
Herbst mit Regen, Wind und düster-langen Abenden. Wie gut, dass es da alle
Jahre ein Antidot in Form des neuen Romans von Andreas Eschbach gibt. Diesmal ist es ein Thriller und es geht um DIE ABSCHAFFUNG DES TODES
(Lübbe, ISBN 978-3-7577-0051-5, 655 S.), also um die Unsterblichkeit für alle!
Was für ein Thema, in Zeiten von Überbevölkerung und weltweiten
Klimaproblemen. Doch gemach, Eschbach wäre nicht der Erfolgsautor, der er ist,
wenn sich der Inhalt seines Romans so unterkomplex darbieten würde. Es geht um
einen Milliardär, der versucht, mit Hilfe zweier genialer Wissenschaftler*innen
und jeder Menge Geld, dem lieben Gott (oder dem natürlichen Lauf der Dinge) ein
Schnippchen zu schlagen und den Tod zu überlisten. Doch er hat seine Rechnung
ohne die Mitarbeiter eines sehr exklusiven Nachrichtenmagazins und einen Autor
von spannenden Abenteuergeschichten gemacht. Gemeinsam versuchen sie
herauszubekommen, was wirklich hinter dieser Unsterblichkeitsidee steckt – gleichzeitig
fragen sich natürlich alle wie es wäre, wenn die Sache klappt … Spannend
erzählt, mit ein paar wirklich überraschenden Plot-Twists und einigen echt
liebenswerten Protagonisten gehört DIE ABSCHAFFUNG DES TODES zu jenen Büchern,
die uns darauf hoffen lassen, dass der Herbst viel Regen, Wind und düster-lange
Abende mitbringt.
„Was also bringt uns um Himmels willen
nur auf die Idee, uns ausgerechnet bei der Auswahl unserer Lektüren wie
Trittbrettfahrer zu verhalten? Die alberne Fixierung der Öffentlichkeit auf
Bestseller liegt wohl an einem semantischen Missverständnis: der Verwechslung
der besten mit den meistverkauften Büchern. Bestseller sind qua Definition der
kleinste gemeinsame Nenner eines Massengeschmacks – das sollte wissen, wer zu Germany’s Next Topnovel greift.“
Denis Scheck, in: SCHECKS BESTSELLERBIBEL (S. 15 f.)