TEMPORAMORES - Newsletter # 396 - 25.09.2024




NACHRUF

Nun war es also sein letztes Buch, diese umfassende Sammlung von Arbeiten zu und über Kurd Laßwitz, die soeben bei DvR unter dem Titel GERADE GEDANKEN – SCHIEFE GEDANKEN veröffentlicht wurde, denn am 18. September verstarb, nach langer Krankheit, der Mannheimer Privatgelehrte Rudi Schweikert im Alter von 72 Jahren. Geboren am 4. Januar 1952, studierte Schweikert Germanistik und Philosophie und wurde dann, durchaus nach dem Vorbild einiger seiner literarischen Hausgötter, „freier Schriftsteller“. Er forschte und publizierte vor allem zu Arno Schmidt, Karl May und Jules Verne, aber auch Hans Wollschläger und Sir Galahad, Franz Freiherr Gaudy und eben Kurd Laßwitz, dessen Hauptwerk AUF ZWEI PLANETEN er mehrfach neu herausgegeben hat, wurden ausführlich gewürdigt. Seine mehr als 600 Veröffentlichungen füllen ganze Forschungsbibliotheken und waren stets gleichermaßen innovativ, detailfreudig, gut recherchiert und leicht zugänglich. Im Jahr 1999 wurde er mit dem Kurd-Laßwitz-Preis für besondere Leistungen geehrt. Die deutschsprachige Philologie verliert mit Schweikert einen ihrer profiliertesten und wichtigsten Vertreter. Alle die ihn persönlich kannten, trauern um einen zugewandten, humorvollen Gesprächspartner und treuen Freund.


ZITATE

„Es begann für mich die Zeit, in der man die Taschenbuch-Kataloge auswendig kennt. Ergo kaufte ich mir, kaum konnt’ ich’s erwarten, im Februar ’69 eine Studie über Wesen, Werk und Wirkung Karl Mays mit dem Titel Sitara und der Weg dorthin von einem gewissen Arno Schmidt, Fischer Taschenbuch 968. Ich saß und las und war bei mir. Ein älteres Ich redete mit mir endlich so, wie ich selber sprechen können wollte. Eine ungewußte Sehnsucht erfüllte sich. Ich war endlich nicht mehr allein. Was war ich diesem Arno Schmidt, von dem ich lange nicht wußte, wie er aussah, und noch viel länger nicht seine Stimme kannte, was war ich diesem Arno Schmidt dankbar. Und bin’s bis heute.“

Rudi Schweikert, in: Ders. (Hg.) – »DA WAR ICH HIN UND WEG« (S. 245)

 

„Das mag nun alles ganz hoffnungslos utopisch aussehen, nicht wenig vertrackt jedenfalls und ein bißchen beknackt sogar. Der Philologe Rudi Schweikert, der sich als Schüler schon über den ersten Knick im Umschlag eines Lieblingsbuchs bekümmerte, sucht die heile Welt nicht, aber die geordnete, richtige, jene, in der die Bücher keine Druck-Fehler mehr haben. Es behält trotzdem etwas von Utopie, was er da sucht; entsprechend steht das große Umsonst, das ohnehin den men­schlichen Strebungen als Quittung sicher ist, auch hinter seiner philologischen Arbeit. Denn er sieht die Manifestationen des Logos unablässig vergehen, trotz aller seiner Mühen, und da sie, die Bücher, ja seine Große Liebe sind – und vielleicht ja zuletzt das einzig Liebenswerte dieser Welt überhaupt –, geht das nicht ohne Kummer ab. Die Wehmut ist das Abzeichen des Weisen …“

Hans Wollschläger, in: [R. Schweikert] – LITUS ARARE (S. 11)



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