Nun war es also sein letztes Buch, diese umfassende Sammlung von
Arbeiten zu und über Kurd Laßwitz, die soeben bei DvR unter dem Titel GERADE GEDANKEN – SCHIEFE GEDANKEN veröffentlicht wurde, denn am
18. September verstarb, nach langer Krankheit, der Mannheimer Privatgelehrte Rudi Schweikert im Alter von 72 Jahren.
Geboren am 4. Januar 1952, studierte Schweikert Germanistik und Philosophie und
wurde dann, durchaus nach dem Vorbild einiger seiner literarischen Hausgötter,
„freier Schriftsteller“. Er forschte und publizierte vor allem zu Arno Schmidt,
Karl May und Jules Verne, aber auch Hans Wollschläger und Sir Galahad, Franz
Freiherr Gaudy und eben Kurd Laßwitz, dessen Hauptwerk AUF ZWEI PLANETEN er
mehrfach neu herausgegeben hat, wurden ausführlich gewürdigt. Seine mehr als
600 Veröffentlichungen füllen ganze Forschungsbibliotheken und waren stets
gleichermaßen innovativ, detailfreudig, gut recherchiert und leicht zugänglich.
Im Jahr 1999 wurde er mit dem Kurd-Laßwitz-Preis für besondere Leistungen
geehrt. Die deutschsprachige Philologie verliert mit Schweikert einen ihrer
profiliertesten und wichtigsten Vertreter. Alle die ihn persönlich kannten,
trauern um einen zugewandten, humorvollen Gesprächspartner und treuen Freund.
„Es begann für mich die Zeit, in der
man die Taschenbuch-Kataloge auswendig kennt. Ergo kaufte ich mir, kaum konnt’
ich’s erwarten, im Februar ’69 eine Studie über Wesen, Werk und Wirkung Karl
Mays mit dem Titel Sitara und der Weg
dorthin von einem gewissen Arno Schmidt, Fischer Taschenbuch 968. Ich saß
und las und war bei mir. Ein älteres Ich redete mit mir endlich so, wie ich
selber sprechen können wollte. Eine ungewußte Sehnsucht erfüllte sich. Ich war
endlich nicht mehr allein. Was war ich diesem Arno Schmidt, von dem ich lange
nicht wußte, wie er aussah, und noch viel länger nicht seine Stimme kannte, was
war ich diesem Arno Schmidt dankbar. Und bin’s bis heute.“
Rudi Schweikert, in: Ders. (Hg.) –
»DA WAR ICH HIN UND WEG« (S. 245)
„Das mag nun alles ganz hoffnungslos utopisch aussehen, nicht
wenig vertrackt jedenfalls und ein bißchen beknackt sogar. Der Philologe Rudi
Schweikert, der sich als Schüler schon über den ersten Knick im Umschlag eines
Lieblingsbuchs bekümmerte, sucht die heile Welt nicht, aber die geordnete,
richtige, jene, in der die Bücher keine Druck-Fehler mehr haben. Es behält trotzdem
etwas von Utopie, was er da sucht; entsprechend steht das große Umsonst, das
ohnehin den menschlichen Strebungen als Quittung sicher ist, auch hinter
seiner philologischen Arbeit. Denn er sieht die Manifestationen des Logos
unablässig vergehen, trotz aller seiner Mühen, und da sie, die Bücher, ja seine
Große Liebe sind – und vielleicht ja zuletzt das einzig Liebenswerte dieser
Welt überhaupt –, geht das nicht ohne Kummer ab. Die Wehmut ist das Abzeichen
des Weisen …“
Hans Wollschläger, in: [R. Schweikert] – LITUS ARARE (S. 11)