Der Bücherherbst 2005 bringt wieder eine reiche Ernte an SF-Romanen, die von Autoren stammen, deren Publikationsschwerpunkt eher in anderen Bereichen liegt. So veröffentlicht z. B. der amerikanische Bestsellerautor Philip Roth bei Hanser eine Alternativweltgeschichte, die den Titel VERSCHWÖRUNG GEGEN AMERIKA (ISBN 3-446-20662-0) trägt. Darin wird eine Welt geschildert, in welcher der Atlantikflieger Charles Lindbergh amerikanischer Präsident wird und einen Kriegseintritt der USA gegen die Nazis verhindert. Spannend!
Der hochgelobte deutsche Schriftsteller Thomas Lehr hat eine mehrjährige schöpferische Pause benutzt, um einen reinrassigen SF-Knaller zu schreiben. Der Titel „42“ ist für alle Insider bereits ein erster Hinweis: hier wird Metaliteratur vom feinsten betrieben. Der Roman erschien im Aufbau Verlag (ISBN 3-351-03042-8).
Den anderen Weg geht – mal wieder – Andreas Eschbach. Sein neuer Roman ist ein Thriller, der völlig ohne SF-Elemente auskommt. DER NOBELPREIS (Lübbe) spielt im Umfeld der Stockholmer Akademie und ihrer „Preisrichter“ – und mit der Möglichkeit die Verleihung des weltweit wichtigsten Preises zu manipulieren. Oder ist das nicht doch Alternativweltliteratur?
Bei dem auf Nachdrucke klassischer Phantastik spezialisierten Kleinverlag DvR erschien der dritte Sammelband mit Geschichten von Carl Grunert. Unter dem Haupttitel ZUKUNFTS-NOVELLEN (ISBN 3-8334-3600-X) werden die Bände MENSCHEN VON MORGEN und FEINDE IM WELTALL? mit einer Anzahl verstreuter Zeitschriftenbeiträge vereint. Damit liegen jetzt alle 30 SF-Geschichten Grunerts in 3 Bänden leicht erreich- und lesbar vor. Hervorzuheben ist wie immer die liebevolle Ausstattung und der aufwändige Sekundärapparat.
Wichtigste Neuerscheinung des Monats ist aber ohne Zweifel der neue Roman von Altmeister Wolfgang Jeschke. Sein langerwartetes Opus Magnum trägt den Titel DAS CUSANUS-SPIEL, hat knapp über 700 Seiten Umfang und ist bei Droemer (ISBN 3-426-19700-6) als Hardcover erschienen. Jeschke nimmt altbekannte Fäden auf (Europa 2052 nach der großen Katastrophe; Zeitreise ins Mittelalter, um die Welt zu retten), um sie „spielerisch“ neu zu knüpfen und einen Breitwandgobelin vor unseren Augen auszubreiten, dem in der deutschen SF nichts gleicht.
Noch zwei Hinweise
auf Fortsetzungen: Robin Hobbs DER WEISSE PROPHET ist bei Bastei
erschienen. Allerdings bringen die 573 Seiten nur den 1. Teil des 3. Bandes der
2. Chroniken von Fitz. Aus Gründen des Umfangs wohl zweigeteilt – Schade.
Und Cornelia Funke hat den Roman TINTENBLUT bei Dressler vorgelegt. Der Vorläufer
TINTENHERZ wird zur Zeit verfilmt, danach folgt dann wohl noch ein dritter
Band, aber wenn die Qualität so bleibt, kann man sich schon mal darauf freuen.
„Onward, Christian Demon Slayers!“
(Headline zu
John Ringos neuem Roman PRINCESS OF WANDS, January 2006)