TEMPORAMORES - Newsletter # 85 - 14.11.2005




KURZMELDUNGEN

Schon vor einigen Wochen erschienen, aber erst jetzt in unser Blickfeld gelangt, ist DONDOG, der neue Roman des französischen Autors Antoine Volodine (Suhrkamp, August 2005, 302 S.). Volodine wurde in den Achtzigern als Science-Fiction-Autor bekannt und hat sich einem neuen, von ihm erfundenen Genre, dem „Post-Exotismus“, verschrieben. In DONDOG schildert er vor dem Hintergrund einer aus den Fugen geratenen Weltrevolution die phantastische Erinnerungsreise eines Ex-Sträflings, der das Unrecht rächen will und dabei aufs herrlichste scheitert.

 

Ganz große Literatur ist der anti-utopische Roman ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN (Blessing, 2005, 350 S.) des englisch-japanischen Autors Kazuo Ishiguro. Wie hier das Gefühlsleben geklonter Menschen aus deren Innensicht wiedergegeben wird, erinnert am ehesten noch an CHARLY von Daniel Keyes und hat in der Gegenwartsliteratur nicht seinesgleichen.

 

Pünktlich zur Buchmesse erschien der angekündigte – und lang ersehnte – zweite ABARAT-Band von Clive Barker, der den Titel TAGE DER WUNDER, NÄCHTE DES ZORNS (Heyne, 2005, 575 S.) trägt. Das großformatige Buch ist wie sein Vorgänger ein optisches und haptisches Meisterwerk. Die auf 2000 Exemplare limitierte Erstausgabe ist in rotes Ganzleinen gebunden, hat ein montiertes Deckelbild, ein Lesebändchen und ist natürlich fadengeheftet. Zudem steckt es in einem massiven Schuber, der auf der Vorderseite eine quadratische Aussparung hat, durch die das Deckelbild sichtbar wird. Wenn man dann noch die 129 Farbbilder Barkers dazunimmt, deren Reproduktion auf dem schweren Kunstdruckpapier von exzellenter Qualität ist, tritt der Romantext fast in den Hintergrund. Da Clive Barker jedoch ein vorzüglicher Erzähler ist, wird die Geschichte letztlich doch zur Hauptsache. Ich freue mich jetzt schon auf Band 3 und 4.

 

Was ist denn im Münchener Knaur Verlag los? Hat man dort Gefallen an den vorzüglichen „Nevermore“-Büchern des Festa Verlags gefunden und beschlossen, „so was“ auch zu machen? Uns soll’s jedenfalls Recht sein. DEA MORTIS – DER TEMPEL DER DUNKLEN GÖTTIN (Knaur, 2005, 300 S.) heißt der großformatige Horror-Roman von Andreas Gößling, der dort soeben erschienen ist. Der Zusatz „Mit Werken von H. R. Giger“ ist allerdings pures Understatement. 50 ganz- oder doppelseitige Farbbilder des Schweizer Künstlers zieren das Buch. Vertreten sind Werke, deren Entstehungszeit zwischen 1972 und 1989 liegt, und deren Qualität durchweg hervorragend ist. Der angenehm niedrige Preis macht eine Anschaffung zur Pflicht. Schließlicht wünscht man sich als Sammler und Leser ja mehr Bücher dieser Machart.

 

Ein echter utopischer Kinderbuchklassiker ist DIE GRÜNE WOLKE des englischen Pädagogen A. S. Neill. Nun liegt das Werk erstmals als Hörbuch vor (4 CDs, Kein & Aber Records, 2005), gelesen von Harry Rowohlt, der mit diesem Text 1971 seine Karriere als Übersetzer begann.



ZITAT

Get Together klingt wie unter Wasser von denkenden Badezusätzen auf Atom-U-Boot-Navigationscomputern programmiert.“

 (Dietmar Dath in der FAZ vom 12.11.05 über einen Song von Madonnas neuer CD)

 




Zurück

Next