Zum
alljährlichen Weihnachtsritual gehört für mich seit über einer Dekade das freudige
Durchblättern des neuesten SPECTRUM-Bandes („The Best In Contemporary Fantastic
Art“) von Cathy & Arnie Fenner. In der aktuellen zwölften
Ausgabe ihres bei Underwood erschienenen Kunstbuches sind wieder einmal alle
Meister der phantastischen Illustration versammelt. Der Grand Master Award geht
2005 an H. R. Giger, die Würdigung wurde von Harlan Ellison verfasst.
Gratulation auch an die drei in Deutschland heimischen Künstler Thomas
Thiemeyer aus Stuttgart, Nilson (Nils Hamm) aus Düsseldorf und David
von Bassewitz aus Hamburg. Immerhin ist es ihnen gelungen, neben einigen
wenigen Kontinentaleuropäern aus Schweden, Dänemark, Frankreich, Belgien und
Spanien, in die Reihen der übermächtigen angloamerikanischen Künstler vorzustoßen.
Weiter so!
Das neueste Buch von China Miéville ist (wunderschön übersetzt von Eva Bauche-Eppers) unter dem Titel DER EISERNE RAT (Bastei-SF-TB 24344) erschienen. Der Autor lässt seine Leserschaft diesmal lange Zeit im Dunkeln, worum es sich beim „Eisernen Rat“ überhaupt handelt. Am Ende jedoch ist die Welt Bas-Lag um eine außergewöhnliche Attraktion reicher und das Publikum staunt ehrfürchtig ob solcher Sprachgewalt.
Neues von J. R. R. Tolkien – gibt es das? Jawohl, da hat man bei Klett-Cotta doch tatsächlich aufgepasst und direkt zu Weihnachten eine überarbeitete und erweiterte Neuausgabe der berühmten BRIEFE VOM WEIHNACHTSMANN vorgelegt. Auf 112 Seiten bringt das von Baillie Tolkien herausgegebene großformatige Kinderbuch farbige Faksimiles der Briefe und ihrer Umschläge. Als Übersetzer wird neben Anja Hegemann jetzt noch Hannes Riffel genannt, der die neu aufgenommenen Passagen sehr stimmig ins Deutsche gebracht hat. Ein prachtvolles und preiswertes Weihnachtsgeschenk für einfach alle!
Schon vor ein paar Wochen veröffentlicht: STADT DER HEILIGEN UND VERRÜCKTEN von Jeff VanderMeer (Klett-Cotta), ein „Roman in verschiedenen Textsorten“, der höchste Ansprüche an die Leser stellt. Wer sich allerdings darauf einlässt, erfährt auf fast 500 Seiten wie man in der Stadt Ambra „Geschichte“ macht – und Geschichten schreibt. Denn bei VanderMeers Buch handelt es sich um eine Sammlung diversester Texte, die ursprünglich verstreut erschienen sind und für die Buchausgabe ergänzt wurden. Obwohl Ambra als eine „Traumstadt“ in einem alternativen Weltenstrom erscheint, ist das Geschehen dort oftmals bis zu Kenntlichkeit „verfremdet“ und lässt deutliche Rückschlüsse auf das urbane Leben der westlichen Zivilisation zu.
„The Fenners have never used steroids, been
tattooed, pierced body parts, appeared in pornographic videos, or been the
subject of tabloid stories ... but the year is still young.“
(Klappentext von Fenner & Fenner: SPECTRUM 12, Underwood Books, 2005)