Buch und Hörbuch gleichzeitig präsentiert der
Diogenes Verlag von Jakob Arjounis neuestem Werk, einem Roman aus dem
Jahr 2064, das den Titel CHEZ MAX trägt. Der 1964 in Frankfurt geborene Autor
lässt zu seinem hundertsten Geburtstag die Puppen tanzen. In einer
zweitgeteilten Welt – auf der einen Seite Europa und Nordamerika, auf der anderen
der Rest – lebt es sich eigentlich ganz gemütlich, jedenfalls wenn man auf der
richtigen Seite des Zauns ist.
Die 1958 geborene Marianne Eschbach,
Gattin eines unserer Lieblingsautoren, legt bei Weltbild ihren ersten Roman
vor. MIRANDAS TRAUM ist eine märchenhafte Fantasyerzählung, in der ein Junge
aufbricht, um gleichzeitig seine im Koma liegende Schwester und die Welt der
menschlichen Träume zu retten. Das Buch ist hübsch aufgemacht, knapp 290 Seiten
stark und pflegt in den Dialogen eine leicht schnoddrige, moderne Sprache, die
aber von einem stilsicheren klassischen Erzählrahmen im Zaum gehalten wird. Im
nächsten phantastisch! (Anfang Oktober) erfährt man in einem ersten
Interview mehr über die Autorin.
Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen sind
die fünf Bücher der SPIDERWICK-GEHEIMNISSE von Holly Black, die bei cbj
erschienen, an mir vorübergegangen. Das bringt mich jetzt in die Verlegenheit,
einen großformatigen Bildband als Kaufbefehl zu präsentieren, der sich genau
auf diese Serie bezieht. ARTHUR SPIDERWICKS HANDBUCH FÜR DIE FANTASTISCHE WELT
UM DICH HERUM ist ein absolutes „muss“ für jeden Liebhaber der phantastischen
Literatur. Was die Autorin Black, vor allem aber der Illustrator Tony
DiTerlizzi mit diesem Buch geschaffen haben, ist fast unglaublich. In Form
eines Nachschlagewerkes über mythische Figuren und Kreaturen schufen sie ein an
Opulenz, Phantasiereichtum, Humor und – ja, wirklich – Schönheit kaum zu
überbietendes Meisterwerk. Zudem kann man das Buch und vor allem die Bilder von
Wichtelmännchen, Elfen, Feen, Gnomen, Einhörnern, Greifen usw. auch genießen,
ohne jemals eine Zeile der SPIDERWICK-GEHEIMNISSE gelesen zu haben.
Nach zwei eher mittelmäßigen Romanen, die ein
wenig wie ein James-Bond-im-Weltraum-Verschnitt wirkten, beginnt der Engländer Charles
Stross ein völlig neues Kapitel in seiner Karriere. Sein aktuelles Buch
ACCELERANDO ist soeben bei Heyne erschienen und überzeugt ebenso durch seine
Sprachkraft wie durch grandiose Ideen und trockenen englischen Humor. Zudem
gelingt es Stross, dem auf reine Science Fiction spekulierenden Leser eine
geradezu klassische Utopie unterzuschieben, ohne den Lesegenuss zu trüben.
Viele der hier thematisierten Aspekte zukünftiger Ökonomie, politischer
Entwicklungen und juristischer Notwendigkeiten sind literarisches Neuland. Der
erste echte „Meilenstein der SF“ im dritten Jahrtausend!
„Miranda wird also sterben, wenn kein Wunder geschieht“, resümierte Mutter Eule. „Daraus folgt logischerweise, dass sie nicht sterben wird, wenn ein Wunder geschieht. Stimmen Sie mir darin zu?“ „Vollkommen!“, nickte Doktor Spitzohr.
(Marianne Eschbach in ihrem Erstlingsroman MIRANDAS TRAUM,
S. 21)