TEMPORAMORES - Newsletter # 99 - 22.11.2006




KURZMELDUNGEN

Was macht ein hübsches junges Mädchen, das 1898 in Kopenhagen eine Zeitmaschine entdeckt: Natürlich folgt sie ihren weiblichen Instinkten und stiftet Unruhe und Verwirrung in diversen Männerherzen und diversen Jahrhunderten. Die Geschichte findet sich niedergeschrieben in Liz Jensens neuestem Roman, der den reizenden Titel MEIN KLEINES SCHMUTZIGES BUCH VON DER GESTOHLENEN ZEIT trägt. Erschienen ist das knapp über dreihundert Seiten lange Werk im Berliner Bloomsbury Verlag. Übersetzt hat es Werner Löcher-Lawrence und da mir die Originalausgabe nicht vorliegt, kann ich leider nicht sagen, ob die Verwendung des „&“-Zeichens für das Wort „und“ von der Autorin oder ihrem Übersetzer stammt.

 

NACHRUFE

Am 4. November 2006 starb der 1908 geborene amerikanische SF-Autor Nelson Slade Bond im Alter von 97 Jahren. Bond schrieb hauptsächlich Kurzgeschichten, die er seit 1935 in diversen SF-Magazinen veröffentlichte. Sein einziger Roman EXILES IN TIME (dt. IM ZEITEXIL, 1967) erschien 1949. In Deutschland wurde Bond vor allem durch zwei humoristische Meisterwerke bekannt: 1953 erschien im Gebrüder Weiss Verlag die Storysammlung LANCELOT BIGGS WUNDERSAME WELTRAUMFAHRTEN mit Geschichten um einen unbeholfen wirkenden Raumfahrer, dessen stoische Ruhe ihm dabei hilft, jede Katastrophe zu meistern. Die Erzählungen in HERRN MERGENTHWIRKERS LOBBLIES (dt. 1983 bei Heyne, im Original schon 1946 veröffentlicht) bezeugten ebenfalls den außergewöhnlichen und liebenswerten Humor ihres Verfassers. Bond war über lange Jahre hinweg als Antiquar tätig und schrieb nur noch gelegentlich. Zuletzt erschien 2005 die Sammlung OTHER WORLDS THAN OURS.

 

Mit Jack Williamson (geboren 1908 in Arizona) verstarb am 11. November 2006 der wohl dienstälteste SF-Autor der Welt. Williamsons schriftstellerische Karriere begann 1928 und war auch nach fast achtzig Jahren – und ebenso vielen Büchern – noch nicht beendet. Geschickt verstand es der Autor, sich über alle Moden hinweg ein treues Publikum zu schaffen und gleichzeitig auf der Höhe der wissenschaftlichen Entwicklung zu bleiben. Zuletzt erschien 2005 sein Roman THE STONEHENGE GATE. In Deutschland erschien 1952 zuerst der Roman WING 4 im Rauch Verlag, danach folgten mehr als zwei Dutzend Werke (darunter seine „The Legion of Space“-Serie), die jedoch von Verlag zu Verlag wanderten, sodass es schwer war, den Autor im Blick zu behalten. In seiner Heimat wurde er jedenfalls weit mehr geschätzt, was mehrere SF-Preise, ein Grand Master der SFWA und die seit vielen Jahren abgehaltene „Jack Williamson Lectureship“ an der Eastern New Mexico University belegen.



ZITAT

„Biggs war ein langer Kerl. Biggs war hager und mager und schmächtig und linkisch und stolzierte mit der gravitätischen Anmut eines Storches auf Stelzen einher. Die wesentlichsten topographischen Merkmale an ihm waren ein überdimensionaler Adamsapfel, Ohren wie die Henkel einer Großvatertasse und ein Gebiß wie das eines Bernhardiners.“

 (Nelson Bond: LANCELOT BIGGS WUNDERSAME WELTRAUMFAHRTEN, S. 7)




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